Die Gigafactory von Tesla in Grünheide bei Berlin wird aller Voraussicht nach einen Betriebsrat haben – abhängig davon, wann die Genehmigung dafür kommt, vielleicht sogar schon vor dem Produktionsstart. Denn nachdem die IG Metall im vergangenen November informiert hatte, dass die Wahl einer Beschäftigten-Vertretung für die deutsche Tesla-Fabrik vorbereitet wird, nannte sie vergangene Woche einen konkreten Termin. Zudem wirbt ein Plakat an einem Bauzaun dafür, sich an der Wahl zu beteiligen (s. Foto).
Zahmer Betriebsrat für Giga Berlin?
Die Gewerkschaft habe durch einen Aushang in der Tesla-Fabrik Kenntnis von der Wahl erhalten, sagte laut einem Bericht des RBB vergangene Woche Birgit Dietze, die Bezirksleiterin der IG Metall für Berlin-Brandenburg-Sachsen. Grundsätzlich zeigte sie sich über den Plan für einen Betriebsrat in der Gigafactory weiterhin erfreut. Die Einrichtung sei eine „gute Sache“, um der Belegschaft eine Stimme zu geben, wird Dietze zitiert. Jedoch sprach sie auch von weiteren Anzeichen dafür, dass Tesla in Grünheide ein zahmes Arbeitnehmer-Gremium installieren will.
Das sagte die Gewerkschafterin nicht explizit, bezeichnete laut dem RBB-Bericht den für die Wahl festgelegten Zeitpunkt aber als überraschend. Sie soll am 28. Februar stattfinden – und nur ein Tag später hätte laut Dietze gereicht, damit deutlich mehr Beschäftigte als Betriebsräte in Frage gekommen wären: Nach ihren Angaben kann nur gewählt werden, wer schon mindestens sechs Monate im fraglichen Betrieb arbeitet. Durch die Entscheidung für Ende Februar fallen also alle Tesla-Beschäftigten als Kandidaten aus, die erst im September oder später in der deutschen Gigafactory begonnen haben. Und wie Dietze sagte, wird die Belegschaft „von oben nach unten eingestellt“.
Führungs- und Fachkräfte kamen also zuerst, und die Folge davon ist laut der Gewerkschafterin, dass die aktuelle Struktur der Tesla-Belegschaft noch nicht repräsentativ für ihre Zusammensetzung nach begonnener Produktion ist. Derzeit schätzt die IG Metall die Zahl der Mitarbeitenden in Grünheide auf 2000 bis 2300, zum Beginn der Produktion von Model Y in der Fabrik erwartet sie 6000. Wann die Genehmigung für die Fabrik als Voraussetzung für den Start von Serienproduktion und Verkauf erteilt wird, ist offen, das Verfahren soll aber auf den letzten Metern sein.
Kreise: Tesla will Gewerkschaft nicht
Auf längere Sicht sollen nach Tesla-Angaben 12.000 Personen in der Gigafactory in Grünheide arbeiten. Für die IG Metall bedeuten die anstehenden Neueinstellungen, dass sich eine Chance bietet, in zwei statt erst in vier Jahren einen neuen Betriebsrat wählen zu lassen, berichtete dazu die FAZ: Das sei vorgesehen, wenn sich die Belegschaft seit der ersten Wahl zu 50 Prozent verändert hat.
Informierte Kreise bestätigten teslamag.de, dass die Initiative zu der aktuellen Betriebsratswahl von führenden Mitgliedern der Tesla-Belegschaft ausging. Tatsächlich sei das Ziel dahinter, eine Anlaufstelle für Beschwerden zu schaffen, bei der es sich nicht um die IG Metall handelt. Die Gewerkschaft hat ganz in der Nähe der Fabrik ein Büro eingerichtet, und das Interesse daran ist laut Dietze höher als erwartet. Letztlich geht es auch um die Frage, ob bei Tesla der Flächentarifvertrag der Metall- und Elektroindustrie gelten wird. Die Gigafactory-Bezahlung soll insgesamt sogar höher sein, enthält aber für den Geschmack der Gewerkschaft zu viele flexible Elemente.