Für manche Unternehmen sind an Deutschland nicht nur die langen Genehmigungsverfahren abschreckend, sondern auch die ausgeprägten Arbeitnehmer-Rechte – aber offensichtlich nicht für Tesla, das als Standort für seine europäische Gigafactory Ende 2019 Grünheide bei Berlin bekannt gab. Seitdem hatte Tesla hauptsächlich mit dem ersten Teil der deutschen Herausforderung zu tun und nutzt auf eigenes Risiko Vorab-Genehmigungen, um mit dem Projekt voranzukommen. Bald könnte das Mammut-Verfahren abgeschlossen sein – und jetzt zeichnet sich ab, dass die deutsche Fabrik auch einen Betriebsrat bekommt.
Erste Tesla-Versammlung Ende November
Darüber informierte am Dienstagabend die IG Metall in einer Pressemitteilung. Sieben Beschäftigte der Tesla-Fabrik in Grünheide hätten den ersten Schritt in Richtung einer Betriebsratswahl gemacht, heißt es darin. Die Gewerkschaft begrüße das, denn es gehe in die Richtung von Mitbestimmung. Ende November solle jetzt zunächst der Wahlvorstand gewählt werden.
Das dürfte die erste Betriebsversammlung in dem noch nicht fertigen und nicht abschließend genehmigten Tesla-Werk bedeuten: Nach deutschem Recht kann sie, wenn ein Betrieb noch keine Arbeitnehmer-Gremien hat, von drei Beschäftigten oder einer dort vertretenen Gewerkschaft einberufen werden. Nach ihrer Mitteilung scheint die IG Metall den Tesla-Mitarbeitern den Vortritt gelassen zu haben. Wenn der Wahlvorstand bestimmt ist, kann die eigentliche Wahl des Betriebsrats stattfinden.
Damit dürfte dessen Zustandekommen jetzt ebenso beinahe Formsache sein wie die erwartete Genehmigung für die Tesla-Fabrik. Dabei sprach sich die IG Metall dafür aus, die Wahl erst zu einem späteren Zeitpunkt stattfinden zu lassen. Bislang sei nur etwa ein Sechstel des geplanten Tesla-Personals eingestellt, ein großer Teil davon mit leitenden oder koordinierenden Aufgaben. Der Betriebsrat solle aber die gesamte Belegschaft repräsentieren.
IG Metall mit Büro nahe Gigafactory
Schon zu einem frühen Zeitpunkt und dann wiederholt hatte die IG Metall wissen lassen, dass sie sich einen Betriebsrat in Grünheide wünscht. Das ist nicht weiter überraschend und vielleicht auch nicht, dass Tesla auf Gesprächsangebote nicht eingegangen sein soll. Die Gewerkschaft ließ sich aber nicht abschrecken und richtete ein für Bahn-Pendler bestens gelegenes Büro vor Ort ein. Außerdem hoffte sie, durch Mitglieder, die von anderen deutschen Autoherstellern zu Tesla wechseln, einen Fuß in die Gigafactory-Tür zu bekommen.