Als Auto-Professor und kurz sogar -Papst wurde im vergangenen Jahrzehnt Ferdinand Dudenhöffer bekannt, damals Gründer und Direktor des Center for Automotive Research an der Universität Duisburg Essen. Unter derselben eingängigen Abkürzung CAR betreibt er seit vergangenem Mai ein privatwirtschaftliches Institut – und scheint wie schon früher stets gern bereit, ihm mit knackigen Äußerungen mehr Bekanntheit zu verschaffen. Den Elektroauto-Pionier Tesla sieht Dudenhöffer allgemein positiv und die traditionelle Autobranche kritisch. Aber jetzt warnte er auf Twitter vor einer möglichen „Wachstumsfalle“ für Tesla – auf der Grundlage von sehr lückenhaften Daten.
Tesla-Marktanteile in Europa gesunken
Die Entwicklung der Marktanteile von Tesla auf dem europäischen Elektroauto-Markt sei „weniger beruhigend“, schrieb Dudenhöffer in seiner Twitter-Nachricht, mit der er sich auf einen Artikel mit Auszügen aus einer Studie seines CAR-Instituts bezog. Eine von ihm eingestellte Grafik zeigt, dass Tesla zum Beispiel in den Niederlanden 2019 noch 48,6 Prozent Elektroauto-Marktanteil hatte, 2020 nur noch 12,2 Prozent – und in diesem Januar sogar nur 0,4 Prozent. In Deutschland ging es für Tesla von 16,9 Prozent Anteil über 8,6 Prozent in 2020 auf zuletzt 2,8 Prozent.
Mindestens beim letzten Teil dieser Daten-Reihe lässt Dudenhöffer aber einen Faktor außer Acht, der für die meisten anderen Beobachter offensichtlich ist: Im ersten Monat jedes Quartals und erst recht Jahres liefert Tesla in Europa weitaus weniger seiner Elektroautos aus als in den übrigen. Das erklärt sich schlicht dadurch, dass die Fahrzeuge erst per Schiff transportiert werden müssen – noch werden sie nicht vor Ort produziert. Wahrscheinlich ließe sich die Logistik auch anders organisieren, aber dieses Muster bei Tesla wiederholt sich in fast jedem Quartal, sodass es eigentlich berücksichtigt werden müsste.
Steckt #Tesla in Wachstumsfalle? Entwicklung der Marktanteile in wichtigen #Europa-Märkten weniger beruhigend.. und der #Wettbewerb kommt erst #autoindustrie #Elektroauto #Greentech https://t.co/pMX9tjlmb7 pic.twitter.com/8JDNbCxez1
— Ferdinand Dudenhöffer (@DudenhofferAUTO) February 25, 2021
Dass Tesla 2020 in Europa anders als im Rest der Welt geschrumpft ist, war wiederum schon seit Januar bekannt. Auch das hat wahrscheinlich eher logistische als wirtschaftliche Gründe, denn die Produktion von Tesla im Gesamtjahr war kaum höher als die Auslieferungen. Dennoch sieht Dudenhöffer das Unternehmen durch mehr Elektroautos von traditionellen westlichen Herstellern und von Startups aus China unter Druck kommen.
Kapazität schon 1,05 Mio. Elektroutos?
Tesla müsse seine Verkäufe in diesem Jahr verdoppeln, um seine Produktionskapazitäten auszulasten, zitierte die Augsburger Allgemeine aus der aktuellen Dudenhöffer-Studie. Aber das ist erstens nicht ausgeschlossen und zweitens nicht unbedingt richtig. Denn Tesla gab seine eigene Kapazität im jüngsten Quartalsbericht tatsächlich mit 1,05 Millionen Elektroautos pro Jahr an, wies dabei aber darauf hin, dass dies das theoretische Maximum sei. Und die genannten 450.000 Model 3 und Model Y aus der chinesischen Gigafactory hat Teslas Landes-Chef zwar vor kurzem bestätigt – aber nur als zudem ehrgeiziges Ziel bis Ende dieses Jahres.