Die Liste der offiziellen Rückrufe für Tesla beim deutschen Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) ist überschaubar: Beginnend mit nicht korrekt verankerten Gurt-Straffern im Model S im Jahr 2016 gab es bislang erst elf solcher Maßnahmen. Der neueste Tesla-Rückruf stammt demnach von Ende Juni und betrifft 59.129 Model 3 und Model Y weltweit. Anders als bei den anderen geht es aber nur Software – und er soll aus diesem Grund schon lange erledigt sein.
Tesla-Rückruf per Software-Update
In der neuen Rückruf-Mitteilung des KBA steht dazu nur, dass die Abhilfe-Maßnahme des Herstellers in einer Software-Aktualisierung besteht und dass keine Vorfälle mit Sach- oder Personen-Schäden bekannt sind. Derartige Aktionen hat es in den USA zuletzt mehrfach gegeben: Nicht regelkonforme Software wurde unter behördlicher Begleitung per Funk-Update korrigiert. Manche Tesla-Unterstützer wollen sie nicht einmal als Rückruf bezeichnet wissen, weil dabei der Werkstatt-Besuch wegfällt, der traditionell erforderlich war.
Noch aber gelten die für die alte Auto-Welt geschaffenen Regeln, und beim KBA sind die Rückruf-Verfahren offenbar besonders lang. Bei mehreren der jüngsten Software-Rückrufe für Tesla in den USA stand gleich dabei, dass das erforderliche Update schon aufgespielt wird oder wurde. In dem deutschen Fall aber soll die neue Tesla-Software sogar schon ab Mitte April verteilt worden sein, also mehr als zwei Monate, bevor jetzt die KBA-Mitteilung veröffentlicht wurde.
Das geht aus einem Bericht der Publikation kfz-betrieb von diesem Freitag hervor, die als erste auf den neuen Eintrag in der Liste der deutschen Tesla-Rückrufe aufmerksam machte. Demnach bestand das Problem darin, dass bei einem Unfall das Hochspannungssystem unter Umständen nicht mehr das Niederspannungssystem unterstütze, was auch die Nutzung der automatischen Notruf-Funktion verhindert habe. Schon ab Mitte April soll an die betroffenen Elektroautos die neue Software-Version 2022.12.3 verteilt worden sein, die diesen Fehler behebe.
KBA-Mitteilung schon veraltet?
Damit wäre die KBA-Mitteilung klar veraltet, aber der Bericht enthält zum Teil ihr widersprechende Angaben. Laut der Behörde geht es um Tesla Model 3 und Model Y nur des Baujahrs 2022, insgesamt 59.120 Stück weltweit. Kfz-betrieb dagegen schreibt, nur die Produktion bis 2021 sei betroffen. Laut einem der Publikation vorliegenden Dokument (offenbar einem anderen) soll das Problem zudem nur bei Fahrzeugen mit Intel-Prozessor für das Infotainment-System auftreten – Anfang dieses Jahres wechselte Tesla hier zu AMD. Das erwähnte Update auf Version 2022.12.3 gibt es tatsächlich seit Mitte April auch in Europa, wobei bislang nicht bekannt war, dass es möglicherweise den ersten deutschen Software-Rückruf bei Tesla vorwegnahm.