Nachdem es länger als geplant ruhig um das Projekt war, hat das Bundesverkehrsministerium am Mittwoch den Zuschlag für zehn Anbieter in der ersten Ausschreibung zu seinem „Deutschlandnetz“ aus schnellen Elektroauto-Ladestellen bekannt gegeben. Darin ging es zunächst um 900 regionale Standorte, an denen jetzt gefördert knapp 8000 neue Ladepunkte mit hoher Leistung entstehen sollen. Unter den ausgewählten Unternehmen sind bekannte Namen – aber EnBW, Tesla und Aral als die bislang wichtigsten Anbieter für schnelles Elektroauto-Laden in Deutschland fehlen.
EnBW, Tesla und Aral deutsche Marktführer
Das Projekt wurde schon im Jahr 2020 unter dem damaligen Verkehrsminister Andreas Scheuer auf den Weg gebracht. Damals war von 1000 neuen Standorten für schnelles Elektroauto-Laden die Rede, was sich nach einer riesigen Zahl anhörte. Tesla hatte zu der Zeit erst 81 Supercharger-Stationen in Deutschland, die zudem nur für die eigene Marke nutzbar waren. Heute aber sind allein 165 deutsche Tesla-Stationen für alle Elektroautos geöffnet, und EnBW ist mit 334 mittlerweile weit daran vorbeigezogen.
Zusammen mit Aral Pulse bilden EnBW und Tesla damit aktuell die Spitzengruppe bei schnellem Laden in Deutschland, ob nach der Zahl der Standorte oder der einzelnen Ladepunkte gerechnet. Gleichzeitig wird aber keiner dieser drei Anbieter eine der 900 regionalen Stationen realisieren, für die das Verkehrsministerium jetzt den Zuschlag erteilt hat, geht aus seiner Presse-Mitteilung hervor. Stattdessen wird das Deutschland-Ladenetz zunächst von Allego, BayWa Mobility, Eon, Eviny, Fastned, Ewe Go, Mer Germany, Pfalzwerke, Total Energies und Via gebaut.
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Die meisten dieser Unternehmen sind ebenfalls mehr oder weniger bekannt und betreiben bereits Ladesäulen in Deutschland, aber eben längst nicht so viele wie EnBW, Tesla oder Aral Pulse. Nach der Zahl der CCS-Ladepunkte noch der größte unter den jetzt berücksichtigten Anbietern war Anfang des Monats laut einer Übersicht mit knapp 1000 Ewe Go. Allego betreibt ebenfalls schon 841 CCS-Punkte in Deutschland und das in dieser Hinsicht schnell wachsende regionale Unternehmen Pfalzwerke 669.
Dass die drei Marktführer nicht dabei sind, dürfte nicht daran liegen, dass ihre Angebote nicht attraktiv waren, sondern daran, dass sie erst gar keine eingereicht haben. Nach erster Begeisterung über die deutschen Netz-Pläne wurde auch schnell Kritik daran aus der Branche laut. Viele Betreiber einschließlich Tesla, EnBW, Aral und Fastned spielten sogar mit der Idee einer Klage dagegen, weil sie unfair subventionierte Konkurrenz mit einer festen Preis-Obergrenze befürchteten.
Fastned baut 94 Elektroauto-Ladestellen
Zumindest Fastned ließ sich in den anschließenden Verhandlungen offenbar überzeugen, nicht nur nicht zu klagen, sondern selbst an der Ausschreibung teilzunehmen. Der Ladespezialist aus den Niederlanden teilte am Mittwoch mit, 2 von 23 regionalen Losen gewonnen zu haben und in diesem Rahmen 92 neue Elektroauto-Stationen mit je bis zu 16 CCS-Ladepunkten aufzubauen.
Was aus der anfänglichen Tesla-Opposition gegen das Deutschlandnetz wurde, ist nicht bekannt. Mit der Öffnung seiner Supercharger hätte sich das Unternehmen wohl beteiligen können, hat wohl wegen komplexer Regeln aber schon auf eine Milliarden-Subvention für seine deutsche Batterie-Produktion verzichtet. EnBW jedenfalls teilte mit, weiter nicht dabei zu sein: Die speziellen Anforderungen für die Förderung würden erheblichen Mehraufwand bedeuten, sagte ein Sprecher des Unternehmens, das vergangene Woche die Eröffnung des tausendsten eigenen CCS-Standorts gemeldet hatte, der Publikation electrive.