An diesem Sonntag soll in Saudi-Arabien das erste Rennen der neuen Serie Extreme E ausgetragen werden. Wie bei der vom selben Initiator konzipierten Formel-E auf Straßen geht es dabei darum, Autorennen statt brüllend und stinkend mit Verbrenner-Motoren mit in dieser Hinsicht dezenteren Elektroautos auszutragen. Zumindest bei Extreme E ist die Optik der eingesetzten Fahrzeuge trotzdem monströs. Und wie sich im Qualifying am Samstag zeigte, könnten die Rennen auch sonst spektakulärer werden als die der Formel-E, die manche im Vergleich zur Formel-1 eher langweilig finden.
Deutsche Fahrerin mit Mehrfach-Überschlag
Nicht nur mit dem elektrischen Antrieb versucht Extreme E, bekannten Kritikpunkten am Motorsport und speziell an Offroad-Rennen zu begegnen. An jeder Station der diesjährigen Serie sollen lokale Klimaprojekte unterstützt werden. Der Strom für die Elektro-Renner soll zudem mit Hilfe von Wasserstoff erzeugt werden, der zuvor mit erneuerbarer Energie gewonnen wurde. Und im Sinne der Geschlechter-Gleichheit muss jedes teilnehmende Team eine Frau und einen Mann als Fahrer haben.
Dafür konnte Extreme E einige recht bekannte Namen gewinnen, aus Deutschland unter anderem Claudia Hürtgen, die nach einigen Jahren Pause jetzt für das Team Abt Cupra XE antritt; ihr Partner darin ist der Schwede Mattias Ekström, der bis 2018 für Audi in der DTM fuhr. Das Qualifying am Samstag verlief für sie allerdings unerfreulich. In einer sandigen Bergab-Kurve geriet ihr Fahrzeug außer Kontrolle – und dann kam es zu etwas, das bei Elektroautos sonst selten passiert, nämlich einem sogar mehrfachen Überschlag.
https://twitter.com/ExtremeELive/status/1378254932512505857
Die wichtigste Frage zu den Video-Bildern dazu beantwortete Extreme E auf Twitter gleich selbst: „Sie ist in Ordnung.“ Durchgeschüttelt aber hat es Hürtgen in ihrem Elektro-Renner offensichtlich kräftig. Denn das Fahrzeug überschlug sich nicht nur mehrere Male, nach den ersten schrägen Drehern hob es auch nahezu senkrecht ab, um erst auf der Schnauze und dann auf dem Heck unsanft wieder aufzukommen. Am Ende liegt das Auto mit zwei in die Luft gestreckten Rädern hilflos auf der Seite.
In diesem Fall hat also nicht funktioniert, was bei Crash-Test der Elektroautos von Tesla immer wieder für Begeisterung sorgt: Sie lassen sich dank des schweren Akkus im Boden kaum dazu bringen, sich zu überschlagen. Für das Model X etwa meldete Tesla im Mai 2018, die US-Behörde NHTSA habe dafür die geringste Überschlag- (und Verletzungs-)Wahrscheinlichkeit unter allen SUV festgestellt.
Ex-Weltmeister und Tesla-Freund Rosberg beteiligt
Doch letztlich ist so etwas nur eine Frage der verschiedenen einwirkenden Kräfte, und bei dem Extreme-Fahrzeug, mit dem alle Teams fahren müssen, ist zum Beispiel der Akku deutlich leichter. Die Kapazität wird nicht genannt. Aber dass die einzelnen Rennen jeweils über nur etwa 16 Kilometer gehen, spricht ebenso für eine relativ kleine Batterie wie die Tatsache, dass das Fahrzeug nur 1650 Kilogramm wiegen soll. Die hohe Bodenfreiheit und Bauform des elektrischen Offroad-Renners begünstigen einen Überschlag zusätzlich – und natürlich die Tatsache, dass bei dem Rennen naturgemäß am Limit gefahren wird.
Dass die deutsche Fahrerin Hürtgen bei dem Mehrfach-Überschlag im Qualifying offenbar unverletzt blieb, ist auch dem stabilen Stahl-Rahmen ihres Fahrzeugs zu verdanken, wie Extreme E auf Twitter anmerkte. Beim Rennen am Sonntag wird sie dennoch nicht antreten können, auch weil bei einem der Aufsetzer eine Vorderrad-Aufhängung brach. Das Finale des ersten Rennens wird am Sonntag ab 8 Uhr deutscher Zeit live im Internet übertragen. Auf Platz 2 startet dabei der Rennstall des früheren Formel-1-Weltmeisters Nico Rosberg. Bei Extreme E sitzt er nicht selbst am Steuer – aber als Tesla im Herbst 2019 das neue Model S Plaid auf dem Nürburgring testete, bot er sich als Fahrer für einen möglichen Rundenrekord-Versuch an.