Gut ein Jahr nach dem Marktstart seines von Grund auf neu entwickelten Elektroautos ID.3 als erstem Modell auf der MEB-Plattform für den gesamten Konzern hat Volkswagen eine Zwischenbilanz gezogen. In der Darstellung des Unternehmens fällt sie sehr positiv aus – der Vertriebsvorstand der Marke bezeichnete den VW ID.3 sogar als „absoluten Volltreffer“. Im Vergleich zum Tesla Model 3 wirken die dazu gemeldeten Zahlen allerdings immer noch bescheiden.
Europa-Verkauf ID.3 nimmt ab
Vor den ersten Auslieferungen des ID.3 im vergangenen September äußerte der Präsident der deutschen VW- und Audi-Händler die Erwartung, mit dem neuen Elektroauto werde man Tesla schnell überholen. Zumindest in Deutschland wäre das nicht einmal überraschend gewesen, denn hier hat Volkswagen den klaren Heimvorteil, und der Einstiegspreis für den ID.3 ist etwa 8000 Euro niedriger als bei Teslas Model 3. Tatsächlich schaffte der neue Elektro-Erstling von VW hier und auch in ganz Europa zunächst einige Spitzenplätze. Im ersten Halbjahr 2021 waren die Europa-Verkäufe des ID.3 aber mit 31.177 schon deutlich niedriger als die 56.118 aus dem Rest von 2020. Nach den neuesten KBA lag in Deutschland das Tesla Model 3 in den ersten neun Monaten dieses Jahres vor dem ID.3.
Die H1-Zahlen wiederholt VW in der Mitteilung zur Zwischenbilanz nach einem Jahr nicht und erwähnt stattdessen, seit vergangenem September sei der ID.3 insgesamt rund 144.000-mal bestellt worden. Als besonderen Erfolg hob der Vertriebsvorstand Klaus Zellmer dabei heraus, dass 50 Prozent der Käufer vorher eine andere Marke fuhren. Bei den anderen VW-Modellen betrage diese Quote im Durchschnitt nur 36 Prozent. Den höheren Wert beim ID.3 bezeichnete der Vorstand als deutlichen „Beleg, dass wir mit dem Fahrzeug und unserer E-Mobilitätsstrategie genau richtig liegen“.
Teil der Strategie scheint dann aber nicht zu sein, mit dem viel billigeren Elektroauto ID.3 das Model 3 als das aktuelle Einstiegsmodell von Tesla zu überholen. Denn dessen Europa-Verkäufe waren zwar 2020 rund 10 Prozent niedriger als im Start-Jahr 2019. In diesem Jahr aber verzeichnet Tesla auf dem Kontinent wieder deutliches Wachstum mit dem Model 3, auch weil durch den Import aus China statt den USA jetzt mehr davon zur Verfügung stehen.
Tesla Model 3 vor VW-Elektroauto
Nach einer Zusammenstellung in dem Forum Tesla Motors Club wurden in 2021 bis Ende September auf den 13 wichtigsten europäischen Märkten gut 99.000 Model 3 neu zugelassen. Das sind ungefähr so viele wie in ganz 2020. Volkswagen wiederum hat noch keine ID.3-Zahlen für das ganze dritte Quartal genannt, hat laut dem Dienst EV-Volumes in den ersten acht Monaten des Jahres mit 44.625 aber nicht einmal halb so viele ID.3 verkauft wie Tesla in einem Monat mehr vom Model 3. Wie es aussieht, muss VW also noch viel mehr fremde oder eigene Kunden von seinem Einsteiger-Elektroauto überzeugen, wenn es den kleinen Tesla im Verkauf übertreffen soll.