Aus dem Volkswagen-Konzern kamen mit Blick auf die eigene Position gegenüber dem Elektroauto-Pionier Tesla zuletzt eher zurückhaltende Töne. Audi-Chef Markus Duesmann besteht zwar darauf, bei Akkus inzwischen auf demselben Niveau zu sein, räumt Tesla aber zwei Jahre Vorsprung bei Software und autonomem Fahren ein. Herbert Diess als der Chef des gesamten Volkswagen-Konzern bezeichnet Tesla sogar offen als das große Vorbild. Der Präsident des Händler-Verbandes für die Marken VW und Audi in Deutschland aber zeigte sich nach den ersten Erfahrungen mit dem neuen VW ID.3 jetzt öffentlich siegessicher: Mit dem neuen Elektroauto werde man Tesla schnell überholen, sagte er.
Präsident sieht VW bald vor Tesla
Der VW ID.3 ist das erste Elektroauto auf der neuen Plattform MEB, und nach ihm sollen bald viele weitere Modelle verschiedener Volkswagen-Marken folgen. Der Erstling lässt sich in Deutschland seit Ende Juni bestellen. Bei der Reichweite liegt der Elektro-VW erstmals auf dem Niveau der zwei Varianten des Tesla Model 3 – und beim Preis weit darunter. Die Auslieferungen des ID.3 sollen in diesem September beginnen, vorerst noch mit einigen fehlenden Software-Funktionen, die später nachgeliefert werden.
Zu den ersten Verkaufserfahrungen mit dem Massen-Einstieg von Volkswagen in die Elektroauto-Zukunft äußerte sich im Gespräch mit Merkur.de jetzt Dirk Weddingen von Knapp, als Präsident des Volkswagen und Audi Partnerverband e.V sozusagen der oberste Händler für die beiden Marken in Deutschland. Die Autohäuser gehören anders als bei Tesla zumeist nicht zu Volkswagen selbst, sondern werden von den Partnern im Verband betrieben. Laut Weddingen von Knapp wird ihnen das Jahr 2020 wegen des Corona-Einbruchs im ersten Halbjahr zwar insgesamt ein zweistelliges Umsatz-Minus bringen, doch der VW ID.3 sei überaus gefragt.
„Viele Marktbeobachter werden sich wundern, wie schnell wir Tesla mit dem ID.3 überholen werden“, sagte der Händler-Präsident sogar voraus. Bislang habe die Nachfrage nach dem neuen VW-Elektroauto die Erwartungen bei weitem übertroffen, erklärte er, ohne zu einem der Punkte nähere Angaben zu machen. Die Lieferzeit liege bei den meisten Varianten inzwischen bei rund vier Monaten statt einigen Wochen, erklärte er.
E-SUV von Volkswagen vor Tesla Model Y
Volkswagen hielt bis vor kurzem an dem Ziel fest, in diesem Jahr noch 100.000 Exemplare des ID.3 zu produzieren, beim Start im Juni wurde dies ohne neue Angabe wegen Corona-Verzögerungen zurückgenommen. Aber ebenfalls noch in diesem Jahr soll aus dem Werk Zwickau auch der SUV-Ableger ID.4 kommen, und Audi plant für 2021 den Q4 e-tron, der ebenfalls als Alternative zum wohl ab nächstem Sommer in Deutschland verfügbaren Tesla Model Y in Frage kommt.
Mit der wachsenden Auswahl zu bei VW niedrigeren und voraussichtlich selbst bei Audi mit Tesla zumindest vergleichbaren Preisen könnten die Volkswagen-Händler in Deutschland kurzfristig tatsächlich punkten. Dies gilt umso mehr, als das Nahen des Model Y in Europa manche Interessenten zur Zurückhaltung bewegen dürfte, für die bislang nur ein Model 3 in Frage kam. Zu schlagen wären in Deutschland laut Merkur.de bescheidene 4500 Tesla Model 3, die von Januar bis Juli 2020 verkauft worden seien. Aber wenn die deutsche Gigafactory im Juli 2021 fertig ist, könnte Tesla viel mehr Elektroauto liefern als bisher – und mit dort produzierten Model Y Volkswagen seinen zwischenzeitlichen Heim-Vorteil wieder abnehmen.