Die Infrastruktur für das schnelle Laden von Elektroautos wächst längst nicht mehr nur bei Tesla – und jeder, der eine Gleichstrom-Ladestelle betreiben möchte, benötigt einen dicken Strom-Anschluss, für den oft erst einmal gegraben werden muss. Lokale Photovoltaik und Akkus können den Energie-Bedarf von außen senken. Die Wohnungsgenossenschaft BWG in Halle (Saale) hat jetzt sogar eine erste schnelle Ladestation ganz ohne externe Strom-Zufuhr aufgestellt. Gespeist wird sie in einem Verstoß gegen die reine Lehre allerdings mit einem Generator, also einer Verbrennungsmaschine.
Tank für 4 Megawattstunden Strom
Aufgefallen ist das einem Reporter von teslamag.de vor kurzem bei einem Besuch in Halle mit dem Wunsch nach Strom für sein Tesla Model Y. Die BWG-Ladestation im Zentrum der 270.000 Einwohner großen Stadt steht auf dem Parkplatz eines Kinder-Spielhauses, laut aufgedruckter Werbung klimaneutral und laut Anzeige mit bis zu 150 Kilowatt Leistung. „Rapid Charging Beyond the Grid“ steht außerdem auf dem Kasten mit zwei CCS-Kabeln und darüber der Name des Herstellers Me Energy.
Nach Angaben der Genossenschaft übernimmt der Charger-Hersteller die Wartung und Befüllung des schnellen Ladeblocks ohne Netz-Anschluss. Im Grunde handle es sich um einen Verbrenner, dessen Prinzip darin besteht, Bioethanol zu verbrennen und damit einen Hochleistungsgenerator anzutreiben. Der Ladekasten in der Innenstadt enthalte Tanks für genügend Bioethanol für vier Megawattstunden Strom. Laut dem Hersteller wird der verwendete Treibstoff aus Pflanzenresten hergestellt und steht nicht in Konkurrenz zur Nahrungsmittelerzeugung.
Tesla-Laden an der Bioethanol-Säule
Auf unsere Nachfrage, warum sie sich für die Verbrenner-Lösung entschieden hat, teilte die BWG mit, dass normale Säulen für schnelles Elektroauto-Laden wegen der nötigen Straßenbau- und Erdarbeiten zu aufwendig gewesen wären. Zudem würden bauordnungsrechtliche Genehmigungen benötigt. Entscheidend sei aber letztlich gewesen, dass die lokalen Energie-Versorger die benötigten Leistungen gar nicht oder nicht an den gewünschten Standorten zur Verfügung stellen könne. Die Bioethanol-Ladestation mache flexibel und unabhängig. Die auf dem Parkplatz in der Stadt solle nur die erste gewesen sein. Als Kosten dafür nannte die BWG 137.000 Euro, bezahlt ohne staatliche Förderung.
Das Laden mit dem Model Y dort war übrigens nicht teurer als sonst: Wir konnten die Station mit der EnBW-App nutzen und bezahlten dafür die in unserem Tarif üblichen 52 Cent pro Kilowattstunde.