Tesla hat wie auf Messen im Westen üblich bei der Consumer Electronics Show (CES) diese Woche in Las Vegas keinen eigenen Stand – ist aber trotzdem präsent, denn Elektroautos des Unternehmens befördern Besucher durch von der Musk-Firma Boring Co. gegrabene Tunnel unter dem Messe-Gelände und Teilen der Stadt. Auch sonst setzt sich in diesem Jahr der Trend fort, dass auf der Elektronik-Schau viel von Elektroautos zu hören und zu sehen ist. So stellte BYD die ersten zwei Modelle seiner neuen Luxus-Marke vor, BMW zeigte einen Blick in seine Elektroauto-Zukunft, und Mercedes gab bekannt, wie Tesla ein eigenes Ladenetz aufbauen zu wollen.
BYD mit spektakulären Elektroautos
BYD aus China wird auch im Westen zunehmend bekannt, zumal Ende 2022 eine breite Expansion unter anderem nach Deutschland begonnen hat. Zusammen mit Plugin-Hybriden hat das Unternehmen im vergangenen Jahr schon mehr Elektroautos verkauft als Tesla. Bislang ist es dabei eher in niedrigeren Preis-Segmenten aktiv, doch das soll sich ändern: Auf der CES präsentierte BYD seine neue Marke Yangwang, die weit oben im Premium-Segment positioniert ist.
Der Name war schon seit November bekannt, und er bedeutet passend zur Positionierung „nach oben blicken“. Bei der CES zeigte BYD ihre ersten beiden Modelle, die innerhalb der Klasse in denkbar unterschiedliche Segmente fallen: das klotzige SUV Yangwang U8 (s. Foto oben), das nach den Angaben auf der Stelle drehen und durch tiefes Wasser fahren kann, und das elektrische Supercar U9 mit Flügeltüren, das in etwa zwei Sekunden auf 100 km/h beschleunigen soll. Beide sind mit vier Motoren ausgestattet und sollen um 1 Million Renminbi (etwa 138.000 Euro) kosten.
Für BYD sind das ungewöhnlich hohe Preise, doch Konkurrenten des SUV wie der elektrische GMC Hummer und des Sportwagens wie der Tesla Roadster kosten noch viel mehr. Elektroautos des chinesischen Unternehmens bleiben also auch bei seiner Premium-Marke Yangwang vergleichsweise günstig. Zu Reichweiten sowie Akku-Technologie und -Kapazität gab es bei der CES noch keine Informationen. Bei BYD werden bislang fast ausschließlich die relativ billigen LFP-Batterien genutzt und optimiert und zunehmend auch an andere Hersteller verkauft. Zum Start-Termin machte BYD ebenfalls noch keine Angaben.
BMW betont digitale Erfahrungen
Gemessen an dem Doppelpack aus China wirkt der Auftritt von BMW auf der CES bescheiden. Hauptsächlich präsentierte das deutsche Unternehmen dort ein Elektroauto namens i Vision Dee, das einen Ausblick auf die ab 2025 angekündigte nächste Generation Neue Klasse geben soll. Statt elektrischer Daten hob BMW die veränderliche Außenfarbe (von der in der Serie wohl nichts zu sehen sein wird) und ein neues Head-up-Display hervor, das mit Mixed Reality eine digital-emotionale Erfahrung ermöglichen soll. Laut BMW wird die Vision so zum ultimativen Begleiter. Wer es schaffe, die digitalen Welten von Kunden in Fahrzeuge zu integrieren, werde Erfolg in der Zukunft der Auto-Herstellung haben, heißt es in einer Mitteilung.
Which combo is the most YOU? Just let Dee know, and she’ll change in an instant. Experience digitalisation that is made to fit you #THEiVisionDee #TheUltimateCompanion @EInk pic.twitter.com/sRZbaiMRzW
— BMW (@BMW) January 6, 2023
Mercedes wiederum nutzte die CES, um stärker gegenwärtige Fragen der Elektromobilität zu adressieren. Zwar brachte auch die zweite deutsche Premium-Marke mit der Figur „Superdackel“ eine digitale Kuriosität nach Las Vegas, aber die soll virtuell bleiben und nur Werbezwecken dienen. Handfester war die Ankündigung, dass Mercedes ein globales Ladenetz unter eigener Marke für seine Elektroautos aufbauen will. Erste Stationen sind in den USA noch 2023 geplant, Europa, China und weitere Kernmärkte sollen folgen. Wie vor vielen Jahren Tesla mit seinen Superchargern will Mercedes in der Nähe von Autobahnen und wichtigen Knotenpunkten beginnen.
Mercedes will Level 3 in USA starten
In anderer Hinsicht aber könnte Mercedes Tesla auch in den USA bald voraus sein. Für Europa könnte man das beim autonomen Fahren jetzt schon sagen, denn hier hat das deutsche Unternehmen als erstes eine Zulassung für ein Level-3-System bekommen, das die Person am Steuer zumindest zeitweise aus der Verantwortung nimmt. In den USA will Mercedes jetzt zunächst insofern mit dem Autopilot von Tesla gleichziehen, als dort die Funktion „automatischer Spurwechsel“ eingeführt wird. Zumindest für die Bundesstaaten Nevada und Kalifornien kündigte das Unternehmen aber ebenfalls für 2023 auch die Einführung seiner Level-3-Technologie an.