Die Leistung eines Model 3 mit maximaler Reichweite lässt sich gegen Zahlung von in den USA 2000 Dollar direkt an Tesla allein mittels eines Software-Updates um etwa 50 PS steigern. Schon für 1118 Dollar gibt es aber bei dem freien Anbieter Ingenext seit diesem Juni ein Modul zu kaufen, mit dem das Model 3 ebenfalls schneller beschleunigt und zusätzlich eine Art Drift-Modus bekommt, wie er bei Tesla nur in der Performance-Variante zu haben ist. Mit einem neuen Update entdeckte Tesla die Extra-Hardware und warnte davor – doch Ingenext hat schon wieder ein Gegenmittel entwickelt.
Tesla-Warnschuss an Ingenext-Kunden
Von der Erkennung der fremden Hardware im Tesla berichtete Mitte August zuerst ein Nutzer auf Reddit, der das Boost50 genannte Ingenext-Produkt für sein Model 3 gekauft hatte. Nach der Installation der aktuellen Software-Version 2020.32.2 sei auf seinem Bildschirm der Hinweis „inkompatible Fahrzeug-Modifikation erkannt“ erschienen. Das Model 3 ließ sich anschließend offenbar noch problemlos bewegen, doch Tesla schrieb von einem „potenziellen Risiko für Schäden oder Herunterfahren“, was man als eine Art Warnschuss an Ingenext und seine Kunden verstehen könnte.
Der Gründer des Unternehmens ließ in einem Gespräch mit dem Blog Electrek sogar erkennen, dass Tesla mit dem Software-Update seiner Meinung nach konkret auf das eigene Tuning-Produkt abzielte. Die Abwehr-Maßnahme sei Tesla sehr gut gelungen, sagte er. Ingenext habe zwar mit etwas Derartigem gerechnet, sei aber davon überrascht worden, dass sich das Problem nicht mit einem eigenen Software-Update beheben ließ. Aus dem Geschäft drängen lässt sich Ingenext dadurch aber nicht: Stattdessen hat das Unternehmen ein weiteres Zusatz-Modul entwickelt, das an das für den eigentlichen Boost angeschlossen wird.
Neuer Stecker trickst Tesla aus
Der kleine Stecker mit der deutlich an Tesla gerichteten Beschriftung „Nice Try Module“ soll laut Electrek jetzt kostenlos an die Käufer der ursprünglichen Hardware verschickt werden. Der Ingenext-Gründer gehe davon aus, sich auch weiterhin gegen Versuche von Tesla wehren zu können, seinen Kunden per Software Steine in den Weg zu legen.
Allgemein aber verdeutlicht das offenbar gezielte Vorgehen von Tesla gegen den relativ unbedeutenden Anbieter, dass der Trend zu Elektroautos als rollende Computer für deren Hersteller ein Problem schafft, das bislang nur aus der IT-Branche bekannt war: Funktionen können theoretisch flexibel per Software freigeschaltet oder ergänzt werden, beim Porsche Taycan nach einer aktuellen Ankündigung bald (also wohl früher als bei Tesla) sogar im Abo. Aber die dafür nötige Hardware muss dann schon im Auto stecken – und kann im Zweifelsfall auch von Dritten ausgereizt werden, die das kostenlos oder wie Ingenext billiger anbieten.