Batterie-Gigafactorys auf europäischem Boden wurden inzwischen von vielen Unternehmen wie unter anderem immer noch Tesla angekündigt oder schon angegangen, und zunehmend zieht der Kontinent jetzt auch auf früheren Stufen der Wertschöpfungskette Investitionen an. So will das norwegische Unternehmen Vianode ab 2024 auf nachhaltige Weise Graphit für Batterie-Anoden produzieren. Und Umicore aus Belgien eröffnete in Polen offiziell „Europas erste Gigafactory für Batterie-Materialien“, deren Kapazität sich rasch verzehnfachen soll.
Material für Millionen Elektroautos
Das seien „zwei große Ankündigungen für die europäische Batterie-Lieferkette“, kommentierte der Investor James Frith auf Twitter die beiden Meldungen, die in dieser Woche kurz nacheinander kamen. Das Projekt in Norwegen nimmt sich dabei auf den ersten Blick recht bescheiden aus, weil die geplante Fabrik zunächst nur Graphit für 20.000 Elektroauto-Batterien pro Jahr liefern soll. Laut einer Mitteilung gilt das jedoch nur für die erste Phase ab 2024 – bis 2030 ist eine Verhundertfachung auf 2 Millionen Elektroautos geplant.
Ähnlich sprunghaft sind die Pläne, die am Mittwoch der belgische Material-Konzern Umicore bekanntgab. Seine als kohlenstoffneutral bezeichnete Fabrik für Kathoden-Material in Polen (s. Foto oben) produziert demnach schon seit diesem Juli und wurde jetzt offiziell eröffnet. Bis Ende 2023 soll ihre Produktion für die Batterien von 300.000 Elektroautos ausreichen, 2024 schon für das doppelte und bis 2030 für das zehnfache Volumen, berechnet als 200 Gigawattstunden.
Den Begriff Gigafactory hat eigentlich Tesla für Fabriken erfunden, in denen jährlich mehr als 1 Gigawattstunde an Batterien produziert oder zu Akku-Paketen integriert werden. Inzwischen verwenden ihn Marktforscher und andere Hersteller für große Batterie-Projekte verschiedener Art. In der Umicore-Mitteilung zum Beispiel wird die Anlage in Polen als „erste Gigafactory Europas“ bezeichnet, aber eben nur für Batterie-Materialien.
Tesla-Fabrik soll Elektroden produzieren
So wie die geplante Fabrik für Anoden-Material in Norwegen könnte sie damit zum Lieferanten der deutschen Gigafactory von Tesla werden. Die bezieht derzeit noch fertige Akku-Pakete aus China, sollte aber bald in die Produktion eigener 4680-Batterien für das Model Y einsteigen. Nach aktuellen Informationen dürfte sich das verzögern, weil Tesla Ressourcen in die USA umleiten will, um dort von hohen neuen Batterie-Subventionen zu profitieren. Elektroden aber sollen in der Tesla-Fabrik in Grünheide offenbar weiterhin so bald wie möglich produziert werden – und zumindest Kathoden-Material dafür wäre schon jetzt aus Europa zu bekommen.