Seit vergangenem Oktober läuft in den USA der Beta-Test mit einer grundlegend neuen Version der Autopilot-Software, die Tesla nach ihrem Ziel „Full Self-Driving“ als FSD bezeichnet. Nach und nach erhöhte das Unternehmen die Zahl der Teilnehmenden, bis es knapp 2000 waren, und laut CEO Elon Musk kam es bei deren Test-Fahrten mit FSD bis in diesen September hinein zu keinem einzigen Unfall. Seit Oktober aber wird der Beta-Test auf deutlich mehr Personen erweitert – und jetzt wurde der erste Crash mit einem Tesla gemeldet, der mit FSD-Hilfe unterwegs war.
Model Y laut Beschwerde in FSD-Crash
Die Angaben dazu befinden sich auf der Website der US-Verkehrsbehörde NHTSA. Das bedeutet allerdings nicht, dass sie offiziell wären, denn dabei handelt es sich lediglich um eine Beschwerde, die bei der Behörde eingereicht wurde und jetzt geprüft wird. Die Eingabe sei bekannt, und man versuche von Tesla, zusätzliche Informationen zu bekommen, sagte ein NHTSA-Sprecher der Nachrichten-Agentur Reuters.
Derzeit unüberprüft und unbestätigt heißt es in der Beschwerde, der Unfall mit einem Tesla Model Y habe sich Anfang November in der kleinen Stadt Brea in Kalifornien ereignet. Das Auto sei im FSD-Betamodus gewesen, habe beim Abbiegen nach links die falsche Spur gewählt und sei dadurch von einem anderen Fahrzeug auf dieser Spur gerammt worden. Ungefähr in der Mitte des Abbiege-Manövers habe der Tesla eine Warnung ausgegeben. Die Person am Steuer habe versucht, in die richtige Richtung zu lenken, „aber das Auto übernahm selbst die Kontrolle und zwang sich auf die inkorrekte Spur“.
Die Folge war laut der Beschwerde ein schwerer Schaden auf der Fahrerseite. Somit dürfte das Model Y auf der rechten von zwei Linksabbieger-Spuren unterwegs gewesen sein und dann zu weit nach links gelenkt haben. Verletzte gab es offenbar nicht – andernfalls müsste Tesla nach einer neuen NHTSA-Regel kurzfristig einen detaillierten Bericht dazu vorlegen.
Jetzt 12.000 Teilnehmer im Tesla-Test
Tesla selbst nahm zu dem ersten gemeldeten FSD-Unfall trotz Anfragen verschiedener Medien zunächst nicht Stellung, und auch CEO Musk schrieb nichts dazu auf Twitter. Die Schilderung hört sich ab dem Moment, wo der Fahrer angeblich erfolglos einzugreifen versuchte, jedenfalls nicht überzeugend an. Denn wie Betatest-Videos zeigen, macht die Autopilot-Software auch in der neuesten Version 10.4 weiter schwere Fehler. Doch normalerweise schaltet sie sich sofort ab, wenn man einen nur mäßigen Widerstand am Lenkrad überwindet.
Wie Tesla seinen Beta-Testern beim ersten Starten der FSD-Software selbst erklärt, handelt es sich dabei trotz des selbstbewussten Namens nicht um ein autonomes System, sondern um bloße Assistenz. Die Person am Steuer behält also die Verantwortung und muss stets aufmerksam bleiben. Bei der vorigen Version 10.3 hatte sich ein schwerer Fehler eingeschlichen, der Tesla zu einem Rückruf zwang – allerdings war der schon vor dessen Veröffentlichung per Software-Update erledigt. Bei dieser Gelegenheit wurde bekannt, dass die aktuelle Zahl der Beta-Teilnehmer wohl bei knapp 12.000 liegt.