In ihrem Programm Transport Alternative Fuels Infrastructure Facility (AFIF) fördert die EU den Aufbau von Elektroauto-Ladestationen und Wasserstoff-Tankstellen – und in der vierten von insgesamt fünf Runden wird wohl zum ersten Mal auch Tesla mit seinen Superchargern berücksichtigt. Tatsächlich soll das US-Unternehmen so viel finanzielle Unterstützung bekommen wie kein anderer Bewerber: Allein knapp 149 Millionen Euro von insgesamt 352 Millionen Euro in der vierten Runde sind für Tesla vorgesehen.
EU-Geld für 7000 Supercharger
In den drei bisherigen AFIF-Runden hat die EU insgesamt gut 160 Millionen Euro vergeben, was die aktuelle Vergabe mit ihren 352 Millionen Euro zur bislang größten macht. Noch in diesem Jahr soll der Rest des Gesamtbudgets von 800 Millionen Euro folgen, also ein letzter Durchgang mit noch einmal rund 288 Millionen Euro für mehr Elektroauto- und Wasserstoff-Infrastruktur an wichtigen europäischen Schnellstraßen.
Ihre Mitteilung zu der aktuellen vierten Runde schmückte die EU am Montag technologieoffen mit einer Wasserstoff-Tankstelle. Doch die Verhältnisse sind ähnlich klar wie bei den Auto-Verkaufszahlen: Mit dem neuen Geld sollen 12.000 zusätzliche Ladeplätze für Elektroautos entstehen und nur 18 Tankstellen für das flüchtige Gas, das einst als die Zukunft des Transports galt. Und allein gut 7000 Ladesäulen, also mehr als jede zweite im Rahmen der neuesten Zuschläge, soll jetzt Tesla aufbauen.
Neue Tesla-Säulen mit Karten-Leser
Dass Tesla überhaupt dabei ist, dürfte mit der Öffnung seiner Supercharger für fremde Elektroautos zusammenhängen, die Ende 2021 vorsichtig begann und inzwischen den Großteil des Netzes in Europa umfasst. Die 149 Millionen Euro von der EU sollen für knapp 700 Tesla-Standorte in 22 Ländern verwendet werden. Zum Teil soll es sich bei den gut 7000 geförderten Supercharger-Säulen um neue handeln, zum Teil um mit mehr Leistung oder besserer Zugänglichkeit aufgerüstete.
Also dürfte Tesla unter anderem alte V2-Säulen mit maximal 150 Kilowatt Leistung austauschen – und möglicherweise auch die neueren V3-Supercharger, die zwar bis zu 250 Kilowatt bieten, aber mangels Display mit fremden Elektroautos nur über die Tesla-App genutzt werden können. Erst bei den V4-Säulen, von denen Tesla die ersten in diesem März in den Niederlanden installierte, ist ein kleiner Bildschirm für Preisanzeige sowie ein Karten-Leser integriert.
Kosten für Tesla-Infrastruktur niedriger
In Großbritannien gibt es bereits einen V4-Standort, dessen Säulen mit einfachem Vorhalten einer Karte aktiviert werden können. So dürfte es bald auch an vielen EU-Superchargern aussehen. Ähnlich wie in den USA zeigt die Mitteilung der Kommission zudem, dass die Tesla-Infrastruktur deutlich billiger ist als konkurrierende: Die 149 Millionen Euro machen 42 Prozent des jetzt vergebenen Geldes aus, aber die 7000 Supercharger knapp 60 Prozent der Gesamtzahl an Säulen. Aus ersten Vergaben in US-Bundesstaaten ging vor kurzem hervor, dass die Kosten für Tesla-Stationen selbst mit mehr Säulen nur knapp halb so hoch sind wie im Bewerber-Durchschnitt.