Bild: teslamag.de (von Tesla ausgestellte Batterie-Formate)
Im Idealfall finden Ökologie und Ökonomie in einer nachhaltigen Wirtschaft harmonisch zueinander – aber das muss nicht bedeuten, dass der dafür nötige Umbau ohne schwere Verwerfungen vor sich geht. So scheint die sich Europäische Union mit ihrem Beschluss, ab 2035 nur noch emissionsfreie Autos neu auf die Straße zu lassen, in ein Dilemma manövriert zu haben: Aktuelle Entwicklungen lassen laut einer Studie daran zweifeln, dass geplante Produktionskapazität für Elektroauto-Batterien in der EU zur Realität wird. Als Folge davon müsse die EU entweder das Verbrenner-Ende verschieben oder in Kauf nehmen, dass reichlich Batterien oder Elektroautos importiert werden – was dann auf Kosten der heimischen Wirtschaft ginge.
Tesla-Produktion zunächst nur in USA
Diese Warnung ist Teil einer Beschäftigung mit der Batterie-Entwicklung, die in dieser Woche der Europäische Rechnungshof veröffentlichte. Demnach hat die EU-Kommission ihre Ziele aus einem strategischen Aktionsplan dafür von 2018 bislang recht gut umgesetzt – aber sie waren offenbar zu wenig ehrgeizig. So soll die Kommission keinen Überblick über die Gesamtförderung der Batterie-Industrie haben. Zudem könnten Hersteller wegen attraktiverer Konditionen statt in der EU in anderen Ländern investieren.
Das ist mehr als eine theoretische Möglichkeit, wie zuerst und am direktesten Tesla gezeigt hat. Auf dem Gelände der deutschen Gigafactory bei Berlin sollte laut CEO Elon Musk eine der größten Batterie-Fabriken der Welt entstehen, doch im vergangenen September wurde klar, dass Tesla Maschinen und Personal dafür nach Texas umdisponiert hat. Damals war schon bekannt, dass die USA ab Anfang 2023 heimische Batterie-Produktion massiv und direkt subventionieren würden. In Deutschland hatte Tesla eine praktisch fest zugesagte Milliarden-Förderung zuvor ausgeschlagen, möglicherweise wegen zu vieler Bedingungen dafür.
Geplant sind laut der Studie bislang 1200 Gigawattstunden Batterie-Produktionskapazität in der EU in 2030. Das könnte ausreichen, um mit heimischer Produktion den Beschluss zu unterstützen, dass ab 2035 nur noch emissionsfreie Autos neu zugelassen werden dürfen, was wohl auf Batterie-Elektroautos hinauslaufen wird. Doch dass diese Kapazität realisiert wird, soll „keineswegs sicher“ sein. Denn neben aggressiverer Förderung in den USA sprechen für den Rechnungshof auch mangelnde Rohstoff-Versorgung und steigende Energie-Preise in Europa dagegen. So seien die Kosten für ein Akku-Paket mit 200 Euro pro Kilowattstunde Ende 2020 mehr als doppelt so hoch gewesen wie geplant.
Batterien und Elektroautos aus China
Eine Lücke in der bisherigen EU-Strategie sieht der Rechnungshof darin, dass keine festen Mengen-Ziele zu bestimmten Zeitpunkten definiert wurden. Die Kommission berücksichtige also nicht, ob für die klimapolitisch angestrebte Zunahme der Elektroauto-Verkäufe auf nahezu 100 Prozent in 2035 genügend Batterien aus EU-Produktion zur Verfügung stehen.
Falls nicht, gebe es zwei Worst-Case-Szenarien, so die Studie: Die EU könne sich gezwungen sehen, neue Verbrenner-Fahrzeuge erst später als 2035 zu verbieten, was bedeute, dass Emissionsziele nicht erreicht werden. Alternativ könne der Bedarf an Batterien oder auch kompletten Elektroautos zu großen Teilen aus Drittstaaten gedeckt werden. Dann allerdings ginge den europäischen Auto-Hersteller ein großer Teil ihrer bisherigen Wertschöpfung und damit wohl der Arbeitsplätze verloren. Auch dafür sind Vorboten in Ansätzen bereits jetzt zu beobachten: Mit dem in ihrem Land stark ausgeprägten Trend zu Elektroautos nehmen chinesische Hersteller westlichen zunehmend Marktanteile ab.