Die Elektroautos von Tesla können notfalls ein Stück schwimmen, bestätigt CEO Elon Musk gern, wenn wieder einmal ein Video in sozialen Medien auftaucht, in dem eines seiner Modelle eine überflutete Straße meistert. Der kommende Cybertruck soll sich dafür sogar erst recht eignen, wie Musk in dieser Woche noch einmal sagte. Pläne für ein echtes Tesla-Boot dagegen sind noch nicht bekannt, aber in diese Lücke stößt jetzt der Verfolger Volkswagen: Zusammen mit einem Kleinhersteller will er ab kommendem Jahr mit der Marke Cupra eine elektrisch angetriebene Solar-Yacht auf den Markt bringen, die Komponenten der neuen Elektroauto-Plattform MEB verwendet.
Elektroauto-Antrieb aus VW-Baukasten
Zuerst habe er diese Idee zur Expansion ins Wasser für absurd gehalten, sagte Michael Jost, Strategie-Chef beim Volkswagen-Konzern und der Marke VW, in dieser Woche in einem Interview mit der eigenen Presseabteilung. Präsentiert wurde sie ihm im Jahr 2019 im Rahmen eines Programms für neue Geschäftsmodelle im Konzern und dann tatsächlich weiterverfolgt. Der Sinneswandel sei durch eine nähere Beschäftigung mit dem vorgeschlagenen Partner Silent Yachts zustande gekommen, der in Eigenregie bereits kleine Stückzahlen von E-Katamaren mit Batterien und Photovoltaik-Stromerzeugung produziert.
Damit verdiente sich das österreichische Unternehmen für manche schon den Spitznamen „Tesla der Meere“, was auf den VW-Konzern weitere Anziehungskraft ausgeübt haben könnte. Mit dem bisherigen Batterie- und Antriebssystem sei er an sich zufrieden gewesen, sagte der Silent-CEO Michael Köhler im selben Interview. Doch es habe viel eigene Integrationsarbeit erfordert, was bedeute, dass der Preis bislang hoch und die eigene Kapazität zur Produktion begrenzt gewesen seien.
Mit der Kooperation mit VW soll sich das ändern. Der deutsche Autokonzern steuere zum einen „emotionales Design“ von der spanischen Marke Cupra (die wiederum zur Tochter Seat gehört und bald ebenfalls ein Elektroauto herausbringen soll) bei, sagte Strategie-Chef Jost. Von VW selbst komme bewährte Technologie hinzu – Batterien, Wechselrichter und Motoren der MEB-Plattform, die Software dafür angepasst für den Einsatz auf dem Wasser. Aktuell seien sechs Akkus pro Yacht geplant, die bis zu 500 Kilowatt Leistung ermöglichen würden.
Ungeschicktes Photovoltaik-Design
Schon im kommenden Jahr soll ein erstes Schiff mit MEB-Antrieb zu Wasser gelassen werden. Von diesem als Silent Yacht 50 bezeichneten Modell sollen nach weiteren vier Jahren Anlaufzeit mindestens 50 Stück pro Jahr entstehen. Bei bislang rund einem Dutzend E-Yachten seit der Gründung 2009 würde das auf eine Vervielfachung der Produktion bei dem österreichischen Partner hinauslaufen.
Auch ein Computer-Bild des geplanten Gemeinschaftswerks zeigte Volkswagen jetzt: eine in schwarz gehaltene Yacht mit dem Schriftzug Cupra Design an der Seite, in deren Boden zwei Akku-Bereiche und ein Motor sichtbar gemacht wurden. Ähnlich wie bei einem schon realisieren Silent-Modell sind oben im Deck und auf einer weiteren Ebene Solarmodule integriert. Allerdings hat Cupra das emotionale Design dabei möglicherweise etwas übertrieben: Die obere Photovoltaik-Reihe steht hinten so weit über, dass ein guter Teil der unteren bei fast jedem Sonnenstand im Schatten liegen dürfte.