Die Tesla-Aktie hat zwei selbst für ihre Verhältnisse aufregende Wochen hinter sich. Am vergangenen Montag wurde der seit Mitte des Jahres anhaltende Kurs-Anstieg deutlich steiler, nachdem nach guten Geschäftszahlen im dritten Quartal auch noch ein Tesla-Großkauf des Auto-Vermieters Hertz bekannt geworden war. Trotz eines kleinen Rücksetzers am Freitag gewann die Aktie an den vergangenen zehn Handelstagen insgesamt rund 33 Prozent auf 1222,09 Dollar. Damit ist Tesla jetzt mehr wert als die zehn an der Börse nächstgrößten Auto-Hersteller sowie als der gesamte Energie-Sektor im US-Index S&P 500 – und Fonds fühlen sich zunehmend genötigt, ebenfalls einzusteigen.
Aktualisierung: CEO Elon Musk wiederum will möglicherweise aussteigen, jedenfalls zum Teil. Auf Twitter ließ er ab Samstagabend darüber abstimmen, ob er zehn Prozent seiner Tesla-Aktien verkaufen solle, und sagte zu, sich an das Ergebnis zu halten.
Tesla-Wert übersteigt Billion Dollar
Der gesamte Börsenwert von Tesla betrug am Freitag nach Handelsschluss rund 1,227 Milliarden Dollar. Auf ungefähr ein Fünftel davon kommt laut einer Web-Übersicht Toyota, dann folgt mit etwas mehr als einem Achtel der deutsche Volkswagen-Konzern. Das Auto-Unternehmen mit der vierthöchsten Marktkapitalisierung ist inzwischen BYD aus China, das manche als eine Art Fernost-Tesla sehen. Letzter Hersteller mit mindestens 100 Milliarden Dollar Börsenwert ist Daimler. Und auch die nächsten sechs muss man noch mit einrechnen, wenn man auf die Billionen-Kapitalisierung von Tesla kommen will.
Schon dieser Vergleich zeigt, wie viel Tesla an der Börse aktuell zugetraut wird – und es gibt noch einen weiteren. Laut der Nachrichten-Agentur Bloomberg ist Tesla mittlerweile auch mehr wert als alle Aktien aus dem Energie-Sektor in dem wichtigen US-Index S&P 500. Darin sollen sich 21 Unternehmen mit einem Gesamtwert von rund 1,1 Billionen Dollar befinden. Für einen Analysten der Agentur zeigt das Tesla-Übergewicht, wie sehr es inzwischen darauf ankommt, statt der richtigen Branche die richtige Aktie zu erwischen.
Mit diesem Problem haben insbesondere Fondsmanager zu kämpfen. Von Tesla haben sich viele der großen Fonds lange ferngehalten, weil für sie das Überleben des Unternehmens in Frage stand. Seit Tesla nachhaltig Gewinne macht, ist dieses Thema erledigt. Laut einem Bericht der Financial Post haben bislang trotzdem relativ wenige aktive Manager Tesla im Portfolio (Indexfonds haben keine Wahl mehr, seit die Aktie Teil des S&P 500 ist). Zum Teil seien sie von der Unternehmenskultur und dem Auftreten von CEO Musk gegenüber Regulierern abgeschreckt, der wichtigste Punkt sei aber die hohe Bewertung.
„Fondsmanager werfen das Handtuch“
Bislang wird die Tesla-Rally laut dem Bericht deshalb vor allem von begeisterten Privatanlegern getragen – aber das könnte sich ändern. Denn wer sich wie viele Fondsmanager am S&P 500 als Benchmark orientiert, Tesla gemessen daran im Portfolio aber untergewichtet, nimmt an Gewinnen dieser Aktie unterproportional teil – und schneidet damit schlechter ab als der Index, wenn sie steigt. Das haben die viele Fonds laut Financial Post bisher riskiert, beginnen nach den neuesten Sprüngen aber umzudenken – sie seien fast zum Kaufen gezwungen. „Vielleicht sollte ich auf eine neutrale Position wechseln“, sagte ein Manager mit wenig Tesla der Publikation. Derzeit würden viele seiner Kollegen darüber nachdenken: „Sie werfen das Handtuch“.