Hat Elon Musk gelogen oder wusste er es nicht besser? Mitte Mai bestritt er, dass Tesla irgendwelche Nachfrage-Probleme hat, aber Daten zeichnen ein anderes Bild. Besserung könnte die am Freitag vorgestellte Überarbeitung von Model S und Model X bringen, jedoch fiel sie bescheiden aus. Wichtiger als der Elektroauto-Verkauf sind laut Musk ohnehin die Robotaxi-Pläne von Tesla, zu denen er jetzt ein konkretes Datum nannte. Nach einem heftigen Streit mit US-Präsident Trump Streit zeigte er zudem Reue. Die Elektroauto-Konkurrenz aus China legte unterdessen erneut vor, dieses Mal in Form eines Nürburgring-Rekords von Xiaomi.
Tesla verliert in China und USA
Seit Musk von einer Trendwende bei den zuvor gesunkenen Tesla-Verkäufen sprach, wurden neue Daten dazu öffentlich. Ein Lichtblick schien im Mai mit plus 213 Prozent Norwegen zu sein, aber fast im ganzen Rest von Europa ging es für Tesla weiter abwärts, in Deutschland zum Beispiel um 36 Prozent im Vergleich zu Mai 2024. Zu Europa hatte Musk gesagt, dort seien derzeit alle Hersteller schwach. Laut ACEA erhöhten sich alle EU-Neuzulassungen bis April 2025 jedoch um 1,2 Prozent und die nur von Elektroautos um 26,4 Prozent.
Wie jetzt bekannt wurde, zeigt Tesla auch auf seinem größten Einzelmarkt China weiterhin Schwäche. Im Mai waren die Verkäufe der US-Marke dort um 30 Prozent niedriger als vor einem Jahr, berichtete CnEVPost. Damit lag der Tesla-Absatz in China in vier der bislang fünf Monate von 2025 unter dem Vorjahr, mit insgesamt knapp 202.000 Elektroautos bis Ende Mai, 8 Prozent weniger als zuvor. Daten für die USA kommen später und basieren auf Schätzungen. S&P Mobility geht laut Yahoo Finance von einem Tesla-Minus von 16 Prozent auf knapp 40.000 Einheiten in diesem April aus.
Tesla-Chef bereut Angriff auf Trump
Nach einer Trendwende hört sich das nicht an, und wenn sie sich nicht doch noch zeigt, könnten Musk als stets optimistischem Tesla-CEO weitere Klagen und behördliche Untersuchungen ins Haus stehen. Die schien er sich mit seiner Nähe zum neuen US-Präsidenten Trump besser vom Leib halten zu können. Doch nach einem scharfen öffentlichen Streit Anfang des Monats wirkt das Verhältnis zwischen den beiden dauerhaft gestört.
Ungewohnt defensiv hatte der Tesla-Chef kurz nach dem Streit bereits mehrere seiner X-Angriffe gelöscht, darunter die Behauptung, Trump werde in der Geheimakte über den Pädophilie-Straftäter Jeffrey Epstein erwähnt. Am Dienstag schrieb er sogar explizit, er „bereue“ einige Beiträge aus der vergangenen Woche; sie seien zu weit gegangen. Trump erkannte das an und nannte Musk am Donnerstag laut New York Post wieder einen „Freund“. Allerdings habe sich der Unternehmer, der mit einer Rekord-Summe zu seinem Wahlsieg beigetragen hatte, zuletzt „merkwürdig“ verhalten.
Zur Parade zum 250. Geburtstag des US-Heers und dem 79. des Präsidenten am Samstag schien Musk jedenfalls anders als zuvor bei anderen großen Trump-Auftritten nicht eingeladen zu sein – weil massive Proteste dagegen befürchtet wurden, war das vielleicht auch besser für Tesla. Zuletzt zeigte sich Musk auf X zudem wieder viel mit dem Elektroauto-Hersteller beschäftigt, nachdem er diese neue Konzentration (nicht nur) auf Tesla im April angekündigt und im Mai gesagt hatte, noch mindestens fünf Jahre auf dem CEO-Posten dort bleiben zu wollen.
Musk mit Termin für Robotaxi-Start
Unter anderen nannte er am Dienstag erstmals einen Termin für den Beginn des Tests echter Robotaxis von Tesla in der US-Stadt Austin. Am 22. Juni soll es jetzt so weit sein, was sich laut Musk aber noch verschieben kann. Nach seinen früheren Angaben werden anfangs nur 10-20 Model Y zum Einsatz kommen. Wie der CEO jetzt zudem wissen ließ, handelt es sich dabei um unmodifizierte Elektroautos direkt aus der Fabrik. Allerdings sollen sie mit einer Version der Tesla-Software FSD für bislang nur überwacht autonomes Fahren ausgestattet sein, die sich von der aktuellen für Kunden unterscheidet.
Nach Daten eines Crowdsourcing-Projekts waren in Austin bereits seit Mitte Mai mehrfach Robotaxis von Tesla zu sehen, wobei die Angaben nicht überprüft zu werden scheinen. In der zurückliegenden Woche wurde erstmals eines der fahrerlosen Model Y in der Stadt gefilmt, mit einer Person mit Laptop auf dem Beifahrersitz und einem Model Y mit Mensch am Steuer im Gefolge. Parallel dazu waren laut Beobachtern häufig Model Y mit Lidar-Aufbau auf dem Dach unterwegs. Tesla treibt also großen Aufwand, bevor am 22. Juni oder später Robotaxi-Tests auch mit Passagieren beginnen.
Update für Tesla Model S & Model X
Ebenfalls eine X-Erwähnung von Musk bekamen am Freitag die Premium-Elektroautos Model S und Model X, nachdem der Tesla-Account darauf hingewiesen hatte, dass sie „jetzt noch besser“ seien. Wie im Februar angedeutet, wurden beide überarbeitet. Die Veränderungen halten sich allerdings noch stärker in Grenzen als vorher bei Model 3 und Model Y. Bei Akkus und Antrieben scheint sich nichts verändert zu haben, und bei der Karosserie ließ Tesla außer beim Model S Plaid (s. Foto oben) praktisch alles beim Alten.
Neu ist eine Kamera in der vorderen Stoßstange wie neuerdings beim Model Y. Für mehr Farbe im Innenraum von Model S und Model X sorgt Ambiente-Beleuchtung, für mehr Ruhe laut Tesla effektivere Geräusch-Unterdrückung. Neue Komponenten sollen das Fahrwerk komfortabler machen. Dafür verlangt Tesla jeweils 5000 Dollar mehr als zuvor, für das Model X Plaid zum Beispiel jetzt 104.990 Dollar. Preise außerhalb der USA waren bis Samstag nicht bekannt. Anders als bei der vorherigen Modellpflege Anfang 2021 standen überall sonst noch die alten Model S und Model X im Konfigurator.
Xiaomi-Elektroauto mit Ring-Rekord
Begeisterung konnte Tesla mit dem Mini-Update seiner Premium-Modelle kaum wecken. Dafür scheinen sich seit einiger Zeit eher Konkurrenten aus China zuständig zu fühlen. Während BYD zwar im April Tesla erstmals auch in Europa überholt hat, aber vor allem mit billigeren Modellen, zielt der bekannte Smartphone-Hersteller Xiaomi direkt auf Model 3 und Model Y. Vor kurzem stellte er sein SUV Xiaomi YU7 vor, das den Tesla-Bestseller aus diesem Segment in fast jeder Hinsicht übertrifft. Und mit der Sport-Version der Limousine SU7, im China ab umgerechnet rund 64.000 Euro zu haben, zeigte er jetzt sogar Porsche die Rücklichter.
Die Schattenseite des im Februar eingeführten Xiaomi SU7 Ultra ist, dass die enorme Leistung von 1548 PS aus drei Motoren zum mäßigen Preis in China rasch zu Unfällen führte. Auf dem deutschen Nürburgring aber ist das Elektroauto wie zuhause. Wie der Betreiber am Mittwoch mitteilte, umfuhr ein SU7 Ultra mit Track-Paket die Nordschleife in 7 Minuten und 4,957 Sekunden – etwa 2,5 Sekunden schneller als ein Porsche Taycan Turbo GT mit Weissach-Paket, der bislang den Elektroauto-Rekord auf dem Ring gehalten hatte. Zuvor hatten sich Tesla und Porsche mit Model S Plaid und Taycan zweimal als Ring-Rekordhalter abgelöst,