In der Liste der bestehenden und geplanten Tesla-Produktionsstätten weltweit im jüngsten Finanzbericht für 2020 versteckte sich eine Überraschung. Wie in den Quartalen zuvor führte Tesla dort auf, welche Elektroautos aktuell in welcher seiner Fabriken gebaut werden und welche noch folgen sollen. Doch während die Aufstellung bislang mit dem Tesla Roadster endete, kam mit Q4 2020 ein weiterer Eintrag hinzu: ein nicht näher bezeichnetes oder beschriebenes „zukünftiges Produkt“. Nach früheren Äußerungen von CEO Elon Musk hätte das ein kompaktes Elektroauto unterhalb des Model 3 sein können oder ein Kleinbus für viele Passagiere. Und neue Informationen von Tesla sprechen jetzt deutlich dafür, dass die erste Möglichkeit gemeint ist.
„Niedrigere Kosten“ für nächsten Tesla
Denn in seinem offiziellen 10K-Bericht mit detaillierten Informationen für Anleger erwähnt Tesla das Zukunftsauto zumindest kurz noch einmal. „Darüber hinaus haben wir vor, in Zukunft ein Fahrzeug mit niedrigeren Kosten auf den Markt zu bringen“, heißt es in dem in dieser Woche veröffentlichten Dokument. Damit wolle Tesla seine Entwicklung in den Bereichen autonomes Fahren, Batterie-Zellen und weiteren Technologien nutzen.
Diese Angabe passt zu Aussagen von CEO Musk vom Batterie-Tag im September 2020. Bei dieser Veranstaltung kündigte er ein „überzeugendes“ neues Elektroauto an, das mit einem Preis von 25.000 Dollar dann „wirklich bezahlbar“ sein werde; mit dem Model 3 habe Tesla das noch nicht erreicht, sagte Musk. Als Termin für das voraussichtlich kompakte Fahrzeug nannte er 2023 und erwähnte, dass es in der Lage sein werde, autonom zu fahren.
Das ist so weit deutlich, allerdings bestand bislang noch die Möglichkeit, dass Tesla mit dem Zukunftsfahrzeug im neuesten Quartalsbericht einen elektrischen Kleinbus gemeint hatte. Denn dass für den urbanen Verkehr ein solches Elektroauto „mit hoher Passagierdichte“ gebraucht wird, erwähnte Musk schon in seinem „Master-Plan“ für Tesla im Jahr 2016. Und nach den Geschäftszahlen für das zweite Quartal 2020 bestätigte er, sowohl ein „Kompakt-Elektroauto“ bauen zu wollen als auch „ein Fahrzeug mit hoher Kapazität“.
China: Model 3 als Grundlage erwartet
Damit war zunächst und auch nach dem Batterie-Tag offen, ob der Kompakt-Tesla zuerst kommen soll oder der E-Van. Dass im 10K-Bericht jetzt von „niedrigeren Kosten“ die Rede ist, ist aber ein weiteres und das bislang klarste Indiz dafür, dass Tesla zunächst das kompakte Modell unterhalb des Model 3 angehen will: Ein Van für viele Passagiere dürfte wohl eher teurer werden als der heutige Basis-Tesla.
Außerdem hat Musk schon davon gesprochen, dass in der neuen Gigafactory bei Berlin ein kompakteres Elektroauto für den europäischen Markt entwickelt werden soll. Ähnliche Pläne hatte er vorher für die Gigafactory in China verkündet und dort sogar einen Wettbewerb für erste Entwürfe gestartet. Ende Januar berichtete zudem das lokale Portal Sina Auto, ein Kompaktwagen auf der Plattform des Model 3 sei in China bereits in der Entwicklung. Erste Tests damit auf der Straße würden bald beginnen, die Vorstellung sei spätestens bei der Auto-Messe in Guangzhou Ende dieses Jahres zu erwarten.