Für die Vermarktung ihrer jetzt kommenden Elektroautos wählen die Hersteller unterschiedliche Strategien. Der Volkswagen-Konzern aus Deutschland hat entschieden, sich als aussichtsreicher Tesla-Verfolger zu präsentieren, und spricht offen von einem Rückstand, den es noch aufzuholen gilt. Ford aus den USA dagegen, das mit Elektroautos zudem später dran ist, hat eine aggressivere Vorgehensweise gewählt. Schon vor dem Start erklärte ein Manager des Unternehmens, mit dem eigenen Elektroauto Mustang Mach-E bekomme Tesla erstmals echte Konkurrenz. Und jetzt erklärte ein Ford-Sprecher die FSD-Option von Tesla für autonomes Fahren öffentlich zur „Vaporware“.
Manager sieht Ford-Elektroauto vorn
Die Auslieferungen des Mustang Mach-E haben in diesem Jahr begonnen. Wie das Tesla Model Y kommt er im modernen Crossover-Format, ist optional ebenfalls mit Allrad und sportlicherem Antrieb zu haben und hat dank größerem Akku in etwa dieselbe Norm-Reichweite. Erste Vergleiche fielen unterschiedlich aus. Das Portal Edmunds kürte das Ford-Elektroauto wegen mehr Komfort und besserer Bedienung zum Sieger, bei Top Gear dagegen setzte sich der Tesla durch.
Mike Levine aber scheint nur den ersten dieser Tests zur Kenntnis genommen haben. Er ist laut seinem Twitter-Profil Manager für Produkt-Kommunikation bei Ford Nordamerika und reagierte am Sonntag auf die Aufforderung eines Tesla-Investors an das Unternehmen, mit den Vergleichen mit Tesla aufzuhören. Darauf hätte er gar nicht antworten können oder anders, aber Levine entschied sich für die denkbar aggressivste Variante.
https://twitter.com/mrlevine/status/1373645687905157126
Ford selbst müsse den Elektro-Mustang gar nicht mit Tesla vergleichen, das würden schon die Medien erledigen, schrieb der PR-Manager zusammen mit einem Link zu dem Edmunds-Vergleich. Aber das reichte ihm offenbar noch nicht: „Kunden beim Mustang Mach-E verlassen den Händler mit einem Auto. Tesla-Kunden fahren mit Vaporware los“, heißt es in seinem Beitrag weiter. Vaporware ist ein Begriff aus der IT-Branche und steht für Produkte, die angekündigt, aber nie realisiert werden.
Tesla-FSD nur teilweise Zukunftsoption
Aus dem Zusammenhang seiner Nachricht ist klar, dass Levine sich damit auf die Möglichkeit bei Tesla bezog, für in den USA 10.000 Dollar zusätzlich (in Europa aktuell 7500 Euro mit weniger Funktionen) die Option FSD zu kaufen. Die Abkürzung steht für Full-Self Driving, also vollautonomes Fahren, bezieht sich aber auf die Zukunft. Wie aktuelle Beta-Test der neuesten Tesla-Software dafür zeigen, braucht das System die rechtlich ohnehin vorgeschriebene menschliche Überwachung an manchen Stelle auch technisch noch.
Nach früheren Aussagen von CEO Elon Musk hätte das Autonomie-Ziel technisch tatsächlich schon bis Ende 2020 erreicht sein sollen, sodass man eine Verzögerung bei Tesla festhalten kann. Mehrere Besitzer wiesen auf Twitter allerdings darauf hin, dass das FSD-Paket nicht nur aus Funktionen für die Zukunft besteht, sondern einige wie zum Beispiel Herbeirufen auf größere Entfernungen (in den USA) schon heute bietet. Und natürlich hat jeder Tesla-Käufer die Möglichkeit, die teure und bislang nicht komplett realisierte FSD-Option nicht zu wählen – und dann ein durchaus vollständiges Elektroauto zu bekommen.