Das Video von seiner Testfahrt mit der Beta-Version von Teslas FSD-Software für selbstständiges Fahren in der Stadt, das der recht prominente Twitter-Nutzer @WholeMarsBlog vergangene Woche veröffentlichte, ist beeindruckend – untermalt mit dynamischer Pop-Musk und im Zeitraffer zeigt es, wie das Elektroauto nächtlichen Verkehr einschließlich Fußgängern auf einer belebten Straße durchgehend meistert. Auf der anderen Seite war das Ergebnis fast erwartbar, denn die meisten Videos von Teslas Beta-Testern in den USA verlaufen ähnlich, auch wenn das System nicht überall gut durchkommt. Schon eher überraschend: In einem weiteren FSD-Test von dieser Woche zeigte sich der Beta-Autopilot an vielen Stellen überfordert.
Mit FSD-Software sicher durch Einkaufsstraße
Zuerst die gute Beta. Er habe es kaum glauben können und sich wirklich fast in die Hose gemacht, während sein Tesla ohne jeden Eingriff seinerseits bei Dunkelheit durch die Chestnut Street gefahren sei, schrieb @WholeMarsBlog zu seinem Zeitraffer-Video. Auf beiden Seiten der Straße sind erleuchtete Geschäfte zu sehen, und der Tester passiert mehrere Kreuzungen mit Stopp-Schildern oder Ampeln sowie Zebrastreifen oder am Rand geparkte Fahrzeuge.
„Diese Robotaxi-Sache wird wirklich funktionieren“, resümierte er immer noch recht aufgeregt in einem weiteren Twitter-Beitrag. Dabei habe er noch nicht einmal die neueste Version 8.3 der Beta-Software, die Tesla-CEO Elon Musk für Ende dieses Monats in Aussicht gestellt hat. Mit ihr sollte nach seinen Angaben auch die Teilnehmer-Zahl an dem Beta-Test drastisch erhöht werden. Erst kündigte Musk eine Verzehnfachung an und später sogar eine Schaltfläche zum Bestellen der neuen Software direkt aus dem Bildschirm-Menü in jedem (US-)Tesla, für den die FSD-Option bezahlt wurde.
https://twitter.com/WholeMarsBlog/status/1370974296730824704
Diese Ankündigung hat der Tesla-Chef inzwischen teilweise rückgängig gemacht. Er hoffe, den begehrten Beta-Knopf zusammen mit der FSD-Version 9.0 im nächsten Monat (also im April) hochladen zu können, schrieb er am Samstag auf Twitter. Tests mit 8.x-Versionen seien von begrenztem Wert, weil danach „bedeutende Architektur-Änderungen einschließlich grundlegender Verbesserungen auf reine Bildauswertung“ anstünden, erklärte Musk. Damit bekräftigte er eine überraschende Aussage von dieser Woche: Tesla setze nunmehr auf „pure vision“ – nicht einmal den Radar-Sensor werde die nächste wichtige Beta-Version nutzen.
Given significant architectural changes, including fundamental improvements to pure vision, there is limited value to testing 8.x. Hoping to upload V9.0 & button next month.
— Elon Musk (@elonmusk) March 20, 2021
Also soll jetzt der April sowohl eine deutlich verbesserte und offenbar grundlegend veränderte Beta-Software bringen als auch den begehrten Bestell-Knopf dafür. Der zweite Teil dieser Ankündigung von Musk sorgte für Enttäuschung bei Tesla-Fans auf Twitter, die auf eine frühere Teilnahme-Möglichkeit gehofft hatten. Einer argwöhnte sogar, die Verschiebung hänge mit einem anderen FSD-Testvideo zusammen, das an diesem Dienstag veröffentlicht wurde. Tatsächlich kommt der Beta-Autopilot, ebenfalls auf Version 8.2, darin längst nicht so gut zurecht wie in dem Video von @WholeMarsBlog.
Anderer Tesla-Test mit vielen Fehlern
Zu finden ist der Beta-Test in der Stadt Oakland bei dem YouTube-Kanal AI Addict, außerdem wurden Ausschnitte daraus vielfach auf Twitter kopiert. Ein paar „enge Situationen“ habe es dabei gegeben, informiert schon der Titel. Auch bei diesem Test kommt der Tesla-Autopilot zwar an einigen schwierigen Stellen gut zurecht. Aber der Fahrer muss mehrmals das Steuer übernehmen, weil das System nicht weiterkommt oder mit einem Gong aufgibt, und mindestens einmal wird es sogar brenzlig.
Einmal nimmt der Tesla zum Rechtsabbiegen die linke Spur und überfährt eine durchgezogene Linie in den Gegenverkehr, im zweiten Fall immerhin um mehr Platz für Fußgänger zu machen. An einer weiteren Stelle, die eigentlich nicht kritisch aussieht, bleibt er plötzlich piepend und mit roten Bildschirm-Hinweisen zum sofortigen Übernehmen stehen. Und nach einer kurzen Fahrt auf der falschen Seite einer Straße und einem weiteren freiwilligen Abbruch der FSD-Software kommt es nach der Beschreibung sogar zu einem Beinahe-Zusammenstoß: Auf einer Straße mit Stopp-Schild nutzt der Tesla eine bedenklich enge Lücke im Querverkehr, um weiterzufahren.
Nach unbestätigten Angaben auf Twitter soll das Video sogar von einem Tesla-Mitarbeiter stammen – was dafür spräche, dass das Unternehmen nicht versucht, die noch vorhandenen Schwächen seines Systems zu verstecken. Auf diese Weise haben FSD-Interessenten zumindest Stoff zum Diskutieren, bis sie nach den aktuellen Angaben im April selbst die Chance bekommen, solche Beta-Erfahrungen zu machen und zu melden.