Während nordamerikanische Kunden in diesen Tagen die neueste Version 10.69.25 der Beta-Software FSD für das Autopilot-System und vielleicht noch dieses Jahr die lange angekündigte V11 bekommen, können Tesla-Fahrer in anderen Regionen der Welt nur aus der Ferne zusehen, welche Fortschritte sie macht. In Europa sollte der Beta-Test nach Aussagen von Tesla-CEO Elon Musk zunächst im Sommer 2021, dann Ende des Jahres, dann in diesem Sommer und zuletzt vor Ende 2022 starten, doch keine dieser Vorhersagen trat bislang ein. In aller Stille aber soll Tesla die FSD-Software tatsächlich schon lange in Europa testen.
Geheime Tesla-Tests in mehreren Ländern
Davon erfuhren nach eigenen Angaben die Betreiber der App Teslacope, die darüber stets über neue Software-Versionen bei Tesla informiert sind und auch sonst gute Kontakte in das Unternehmen zu haben scheinen. Zum ersten Mal könne man die Beta-Software auf einem Fahrzeug in Großbritannien präsentieren, schrieb der Twitter-Account der App am Montag. Auf einem Foto dazu (s. oben) ist das Lenkrad auf der rechten Seite und auf dem unscharf gemachten Bildschirm die charakteristische FSD-Visualisierung zu erkennen.
Das erste Foto von einem Tesla mit der FSD-Beta in Europa soll aber keineswegs bedeuten, dass diese Tests hier gerade erst begonnen haben. Laut @teslascope laufen sie stattdessen schon seit mehr als einem Jahr, und das „mit der Hilfe von Dutzenden hauptsächlich geheimen Beschäftigten“. Mehrere daran Beteiligte hätten bestätigt, dass die Tests im Stillen betrieben werden und selbst manche lokalen Vorgesetzten keinen Zugriff auf Daten daraus haben. Tesla soll für FSD in Europa also ein regelrechtes Geheimprogramm organisiert haben.
Introducing: the first appearance of Tesla's Full Self-Driving (Beta) in the United Kingdom, running on an internal build of single-stack.
For over a year now, Tesla has been testing their upcoming suite of autonomy features with the help of dozens of primarily secret employees. pic.twitter.com/vNDzrCgfh4
— Teslascope (@teslascope) December 19, 2022
In welchen weiteren Ländern Europa Tesla seine FSD-Software testet, darf @teslacope nach eigenen Angaben nicht verraten. Die App-Betreiber weisen aber darauf hin, dass unter anderem für Deutschland und Norwegen Mitarbeiter für die Tests eingestellt worden seien – in diesem Februar hatte teslamag.de Stellen für FSD-Testingenieure bei Tesla in vier europäischen Ländern entdeckt, die aktuell nicht mehr ausgeschrieben sind. Zusätzlich wurden laut @teslacope mehrere Autopilot-Tester ohne vorherige Ausschreibung eingestellt.
Europa-Autopilot könnte von FSD profitieren
Was sie genau machen, kann @teslascope nach eigenen Angaben nicht sagen, um ihre Identität nicht zu verraten. Allgemein würden die Tests hauptsächlich auf speziellen Strecken und eigenen Tesla-Geländen stattfinden, teilweise aber auch auf lokalen Straßen und seit einigen Monaten Autobahnen in der Nähe. Insgesamt gab der App-Dienst den Eindruck wieder, dass FSD im nächsten Jahr in weiteren Ländern eingeführt werden könne, auch wenn noch viel Arbeit erforderlich sei, um die Software bereit für Kunden zu machen.
Abgesehen von diesen technischen Herausforderungen braucht Tesla für Tests von weitergehenden Funktionen als beim aktuellen Autopilot-System in Europa anders als in den USA behördliche Genehmigungen, wie CEO Musk bei seinen FSD-Ankündigungen meist auch erwähnte. Zu diesem Punkt hatte @teslacope jetzt keine Neuigkeiten, und auch sonst wurde bislang nicht bekannt, dass Tesla in dieser Hinsicht Fortschritte gemacht hätte. Allerdings könnte die neue Programmierung der FSD-Software auch bei den in Europa bereits zulässigen Funktionen eine Verbesserung bringen, wenn Tesla sie für die abweichenden Verkehrsregeln und -verhältnisse angepasst hat.