Der historische Tag verlief recht unspektakulär. Am Vorabend hatte Tesla-CEO Elon Musk bestätigt, dass ab sofort jeder Kunde in Nordamerika mit bezahlter FSD-Option die gleichnamige Beta-Software nutzen könne – eine breite Veröffentlichung also, von der Musk vor einem Jahr gesagt hatte, sie werde einen der größten Wert-Zugewinne der Geschichte auslösen. Tesla-Besitzer, die neu in den Beta-Test mit FSD 10.69.3.1 kamen, freuten sich tatsächlich, doch zu einem doppelten Feiertag wurde Thanksgiving 2022 dadurch zunächst nicht. Zudem scheint Tesla ihnen nicht recht zu trauen, denn die Software enthält offenbar auch eine verschärfte Kontrolle der Autopilot-Regeln.
Tesla-Software gegen „defeat devices“
Zuletzt hatte der FSD-Test nach Angaben von Tesla 160.000 Teilnehmer in Nordamerika. Wie viele jetzt neu hinzukommen, ist unbekannt, aber auf eine gewisse Weise sind es die gefährlichsten. Für die Aufnahme in den Test hatte Tesla zuvor einen Safety Score eingeführt und zuletzt immerhin noch mindestens 80 von 100 Punkten darin vorausgesetzt. Mit der Musk-Ankündigung vor Thanksgiving fiel diese Anforderung offenbar weg.
Vielleicht deshalb führt Tesla zusammen mit der Freigabe in Nordamerika eine neue Autopilot-Kontrolle ein. Bei der Nutzung des Systems (als FSD-Beta oder nicht) ist vorgeschrieben, die Hände am Lenkrad zu behalten, was mit Hilfe von Sensoren überprüft wird. Die ließen sich bislang mit speziellen Zubehör-Produkten oder eigenen Konstruktionen relativ leicht austricksen (s. Foto oben). Doch das Tesla-Update mit der breit verfügbaren FSD-Version 10.69.3.1 soll neue Maßnahmen dagegen enthalten.
Upon the wide release of V11, it is assumed that the "strikes" system will be removed.
The usage of these devices will continue to result in autopilot disengagements and will prevent further activation until the next drive (similar to behavior right now).
— Teslascope (@teslascope) November 25, 2022
Das steht zwar nicht in den Versionshinweisen zu der Software, wurde jedoch vom Twitter-Account der freien App Teslascope gemeldet, der sich intensiv mit solchen Updates beschäftigt. Die aktuelle Version könne einige der so genannten „defeat devices“ erkennen, also Zubehör, das während der Autopilot-Nutzung leichte Bewegungen einer Hand am Tesla-Steuer simuliert. Diese Kontrolle solle mit der Zeit überarbeitet werden, um weitere Methoden zu erkennen, schrieb @teslascope, ohne Quellen dafür zu nennen.
FSD-Autopilot schaltet bei Tricks ab
Wenn ein unzulässiges Gerät erkannt werde, sei die Folge eine erzwungene Deaktivierung des Autopilot-Systems, erklärte @teslascope weiter. Zudem gebe es dafür einen „strike“. Nach mehreren davon, zum Beispiel auch ausgelöst durch die Auswertung der Kabinen-Kameras von neueren Modellen, hatte Tesla bislang die Beta-Berechtigung entzogen. Das soll laut @teslascope in Zukunft nicht mehr so sein: Mit FSD-Version V11 (von Musk vor Jahresende angekündigt, eigentlich sogar vor Thanksgiving) werde das „strike“-System wohl abgeschafft. Wer dann beim Autopilot-Tricksen erwischt werde, müsse nur mit einer Sperre für den Rest der Fahrt rechnen.