Wenn Batterien, andere Komponenten oder auch Personal knapp waren, musste bei Tesla bislang stets das Energie-Geschäft zurückstecken. So jedenfalls erklärt CEO Elon Musk die Tatsache, dass die Entwicklung dieser Sparte bei Tesla anders als Elektroauto-Produktion und -Verkauf schwankend verläuft. Branchenweit am hartnäckigsten scheint die Knappheit bei Batterien zu sein. Tesla aber hat nach Angaben des Chefs seiner Anleger-Betreuung (Investor Relations – IR) jetzt zum ersten Mal Zugriff auf genügend davon, um auch den Energie-Bereich mit seinen begehrten stationären Speichern Powerwall und Megapack zu versorgen. Außerdem dürfte doch noch ein Elektroauto unterhalb von Model 3 und Model Y kommen.
Tesla erstmals ohne Batterie-Knappheit
Die größte Bremse beim Umstieg auf nachhaltige Energie liegt laut CEO Musk in den Batterien und dafür nötigen Rohstoffen und Materialien. Wenn nötig, werde man selbst weit unten in der Lieferkette einsteigen, sagte er vor kurzem zu Lithium, und eine Tesla-Raffinerie für dieses Metall in den USA ist in Planung. Zunächst aber wird das Unternehmen gut mit von außen zugelieferten fertigen Batterien auskommen, sagte laut Business Insider am Montag Martin Viecha, der Ansprechpartner für große Anleger bei Tesla.
Bei einer Technologie-Konferenz der Bank Goldman Sachs habe Viecha Finanzprofis einen Ausblick auf die nächsten fünf Jahre gegeben, berichtet die Online-Publikation unter Berufung auf Teilnehmer. Zum Kern-Thema Batterien erklärte der Anleger-Betreuer, etwa 90 Prozent der verfügbaren Kapazität würden für Elektroautos verwendet, die restlichen 10 Prozent für stationäre Speicher. Und nach seinen Angaben muss Tesla hier nach seiner Erinnerung zum ersten Mal in seiner Geschichte keine Kompromisse machen: Sowohl für Autos als auch für fest installierte Akkus stünden jetzt genügend Batterien zur Verfügung.
Ein weiterer Schwerpunkt von Viechas Präsentation waren laut Business Insider die Kosten der Elektroauto-Produktion. Bei Tesla seien sie von 84.000 Dollar pro Stück in 2017 auf aktuell 36.000 Dollar gesenkt worden, erklärte er. Fast nichts davon sei durch niedrigere Batterie-Preise erreicht worden, sondern stattdessen durch Fahrzeuge, die für eine möglichst einfache Produktion entwickelt sind, und durch neue Fabrik-Auslegungen. Dabei erhöht das Stammwerk in Fremont die durchschnittlichen Kosten, was laut Viecha bedeutet, dass sie sinken, je höher der Anteil neuerer Gigafactorys an der Tesla-Produktion wird. Allgemein würden sich Elektroautos so sehr von Verbrennern unterscheiden, dass man von einer dritten Revolution im Automobil-Bau nach dem Model T von Ford und Toyota-Methoden in den 1970er Jahren sprechen könne.
Keine Eile mit bezahlbarem Elektroauto
Ein Elektroauto unterhalb von Model 3 und Model Y, das von CEO Musk bereits angekündigt war, schloss Viecha laut dem Bericht auf Nachfrage nicht aus: Tesla brauche ein bezahlbareres Angebot, bevor vom Unternehmen selbst betriebene Robotaxis auf den Markt kämen, sagte er. Aufgrund der unerwartet hohen Nachfrage nach Model 3 und Model Y sei das aber nicht dringlich. Im nächsten Jahr werde das Model Y das bestverkaufte Auto aller Klassen und Zeiten weltweit sein, wiederholte Viecha eine zuvor von CEO Musk abgegebene Prognose.
The most bullish message from @MartinViecha ‘s GS presentation was that $TSLA recognizes they need an affordable ($30-$35K) compact EV prior to launching a TSLA robotoaxi, combined with Martin’s view that battery availability is no longer an issue. https://t.co/cbBVYKxyMn
— Gary Black (@garyblack00) September 13, 2022
Aktualisierung: Laut dem Fondsmanager Gary Black wurde der Anleger-Betreuer mit Blick auf ein weiteres Tesla-Modell noch etwas konkreter. In Zukunft werde ein Elektroauto für 30.000 bis 35.000 Dollar gebraucht, soll er erklärt haben. Auf Twitter bezeichnete Black diese Aussage zusammen mit der über genügend Batterie-Verfügbarkeit als die am stärksten optimistisch stimmende bei dem Konferenz-Auftritt.
Tesla-FSD für 1 Million Kunden in 2022
Auch bei den Zielen zum autonomen Fahren oder zumindest für die von Tesla als FSD bezeichnete Assistenz-Software zeigte sich Viecha auf Musk-Linie. Nachdem der CEO für mehrere Jahre in Folge die bevorstehende Lösung des Autonomie-Problems in Aussicht gestellt hatte, scheint er zuletzt vorsichtiger zu werden: Bis Ende dieses Jahres sollten 1 Million Tesla-Kunden die FSD-Software als Beta-Version haben, sagte er im Mai. Ende August in Norwegen erklärte er es zu einem seiner zwei großen Ziele für 2022, „mindestens in den USA Self-Driving in breiter Veröffentlichung zu haben“.
Sein Anleger-Betreuer Viecha sagte dazu jetzt laut Business Insider, Ende des Jahres könne FSD an die gesamte Tesla-Flotte in den USA ausgerollt werden. Das bezeichnete er als „überwachte Autonomie“, die mit mehr massenhafter Daten-Sammlung und künstlicher Intelligenz den Weg zu wirklich autonomen Fahren bereiten werde.