Bild: Tesla (Symbolbild)
Dass Elektroautos umweltfreundlicher sind als laute Verbrenner-Fahrzeuge mit ihren schlecht riechenden Abgasen, leuchtet unmittelbar ein – aber in der Realität ist die Bewertung kompliziert. Nur mit Blick auf Klimagas-Emissionen ist bei Tesla und Co. zu beachten, dass die Batterie-Zellen für ihre großen Akkus mit erheblichem Energie-Einsatz und damit CO2-Ausstoß produziert werden. Hinzu kommt CO2 aus der Produktion des benötigten Fahr-Stroms. Insgesamt kamen einige Studien deshalb sogar zu dem Schluss, dass Elektroautos klimaschädlicher seien als konventionelle. Eine neue Untersuchung kritisiert aber jetzt die Annahmen darin und erklärt Elektroautos auch anhand von Tesla-Daten für schon heute deutlich emissionsärmer.
Deutsches Institut empörte Tesla-Fahrer
Zuletzt stellte sich Ende Juni das deutsche Institut für Weltwirtschaft (IfW) gegen den weitgehenden wissenschaftlichen Konsens und erklärte, der hohe Strombedarf durch Elektroautos hebele deren Klima-Vorteile aus: Weil der Lade-Strom zusätzlich gebraucht werde, könne er noch nicht mit erneuerbaren Energien gedeckt werden, weshalb E-Autos heutzutage de facto zu 100 Prozent mit Kohle-Verbrennung betrieben würden.
Diese Veröffentlichung sorgte für Empörung nicht nur unter Tesla-Fahrern, und auch andere Forscher kritisierten Daten und Annahmen darin. Mit einer weiteren Studie haben jetzt zudem zwei Forscher der Technischen Universität Eindhoven unter anderem darauf reagiert, beauftragt von einem Grünen-Abgeordneten im Deutschen Bundestag. Korrekte Berechnungen würden zeigen, dass Elektroautos weniger als halb so viele Treibhaus-Gase verursachen wie fossile Fahrzeuge, lautet ihre zentrale Aussage.
6 Fehler bei Elektroauto-Studien
Im Einzelnen nennen die Eindhovener Forscher sechs Fehler, die in „vor allem deutschen Studien“ mit anderen Ergebnissen aus der jüngeren Vergangenheit gemacht worden seien. Erstens würden die Treibhausgas-Emissionen durch die Batterie-Produktion zu hoch dargestellt, obwohl neuere Untersuchungen und Angaben von Tesla zu seiner Akku-Gigafactory schon deutlich niedrigere Werte belegten. Zweitens werde die Lebensdauer von Elektroauto-Batterien unterschätzt – die geringen Kapazitätsverluste von Tesla-Akkus sprächen aber für höhere Laufleistungen. Drittens vernachlässigen laut den Eindhovenern andere Autoren, dass die Strom-Erzeugung in Zukunft deutlich emissionsärmer werden wird, wenn EU und andere Regionen ihre Erneuerbaren-Ziele erreichen.
Viertens und fünftens kritisiert die neue Übersichtsstudie zu positive Daten und Annahmen für Verbrenner: Bei diesen würden gern nicht die tatsächlichen Verbrauchsdaten für den CO2-Vergleich mit Elektroautos herangezogen, sondern unrealistisch niedrige Norm-Werte. Und bislang würden auch die Emissionen unterschätzt, die bei der Produktion von Benzin und Diesel anfallen. Sechstens schließlich ignoriere Elektroauto-Kritik zumeist das Gesamtsystem, in dem Verbrenner-Technologie schon fast ausgereizt sei, während elektrische auf lange Sicht den CO2-Ausstoß auf ein Zehntel drücken könne.
Tesla Model 3 nach 30.000 km vorn
In einer konkreten Beispiel-Rechnung mit den von ihnen verwendeten neueren Daten von Tesla und anderen vergleichen die Eindhovener Forscher einen Mercedes C 220d und ein Model 3. Aufgrund seines Akkus mit 75 Kilowattstunden Kapazität verursacht die Produktion des Tesla demnach insgesamt 51 Gramm CO2-Äquivalent pro später gefahrenem Kilometer, die des Diesel-Mercedes ohne Fahr-Akku nur 32 Gramm. Beim Fahren aber kommt das Tesla Model 3 mit 40 Gramm pro Kilometer aus, während die C-Klasse 228 Gramm emittiert. Im Ergebnis ist das Elektroauto laut der Studie schon nach 30.000 Kilometern Fahrleistung sauberer – und hat dann noch weitere 220.000 Kilometer mit geringen und im Idealfall weiter sinkenden Fahr-Emissionen vor sich.