Die Frage, ob Tesla ein Auto-Hersteller ist oder ein Technologie-Unternehmen, wird seit langem insbesondere unter Anlegern intensiv diskutiert, denn diese Kategorisierung hat Einfluss darauf, welche Gewinn-Vielfachen Analysten bei unterschiedlichen Aktien für angemessen halten. Eine Studie der Investmentbank Morgan Stanley enthält jetzt eine salomonische Antwort darauf: Tesla sei beides, heißt es darin. Software-Einnahmen sollen jedoch zum wichtigsten Werttreiber werden – und allein der neue Dojo-Computer 500 Milliarden Dollar ausmachen.
„Asymmetrischer Vorteil“ für Tesla
Bislang lag Morgan Stanley mit seinem Tesla-Kursziel von 250 Dollar im Mittelfeld, was nach einer bewegten Woche ungefähr dem Schlusskurs von vergangenem Freitag entspricht. Die Einstufung lautete „neutral“, aber mit einer am Wochenende veröffentlichten neuen Studie hat sich laut einem Bloomberg-Bericht beides verändert: Das neue Ziel von Morgan Stanley für Tesla beläuft sich auf 400 Dollar, und die Aktie wurde zum „Top Pick“ des Auto-Teams erklärt.
Das Projekt Dojo wurde schon bei einem Autonomie-Tag von Tesla für Anleger im August 2019 erwähnt. Laut CEO Elon Musk steht es für einen Computer speziell für das Trainieren künstlicher Intelligenz, wie sie gebraucht wird, um das Autopilot-System zum autonomen Fahren zu bringen. Bislang nutzt Tesla dafür einen Cluster aus KI-Prozessoren von Nvidia, seit Ende August mit 10.000 Einheiten der neuesten Generation H100.
BREAKING: Morgan Stanley's Adam Jonas has increased his $TSLA price target by 60% to $400 per share (from $250), and upgraded his rating to Overweight (from Equal-Weight). $TSLA is now their "Top Pick"
"We believe that Dojo can add up to $500B to @Tesla's enterprise value,… pic.twitter.com/TY3JxDzUvd
— Sawyer Merritt (@SawyerMerritt) September 10, 2023
Schon damit dürfte der Elektroauto-Hersteller einen der leistungsfähigsten Supercomputer der Welt betreiben, aber auch die Dojo-Pläne (s. Foto oben) sind noch aktuell. Bis Ende nächsten Jahres werde Tesla für das ab den Chips selbst entwickelte System mehr als 1 Milliarde Dollar ausgeben, sagte CEO Musk in diesem Juli. Und für Morgan Stanley bedeutet das, dass für Tesla ein neuer Markt entstehen könnte – so wie Amazon mit seinem Cloud-Angebot AWS von Online-Handel zu lukrativen Computer-Diensten expandierte.
Der eigene Supercomputer könne Tesla einen „asymmetrischen Vorteil“ auf einem Markt verschaffen, der insgesamt ein Volumen von 10 Billionen Dollar habe, heißt es laut Bloomberg in der Studie. Software und Services könnten somit in Zukunft zum wichtigsten Werttreiber für das Unternehmen werden. Die nächste Version des FSD-System von Tesla (Full Self-Driving) werde genaue Beobachtung verdienen, ebenso wie ein weiterer KI-Tag Anfang 2024.
Elektroauto-Geschäft in Q3 schleppend
Das neue Kursziel von Morgan Stanley liegt nur knapp unter den 409,97 Dollar, die im November 2021 das bisherige Allzeithoch der Tesla-Aktie darstellten. Gleichzeitig ist es jetzt das höchste unter den wichtigen Banken und Brokern, die sie beobachten. Zuvor hatte diese Stellung die Deutsche Bank mit 350 Dollar. Ihr Kursziel hat sie vergangene Woche bekräftigt, dabei allerdings darauf hingewiesen, dass im dritten Quartal mit einem Rückgang der Tesla-Auslieferungen zu rechnen sei.