Bilder: GM
Freunde übertrieben großer und martialischer Elektroautos in Europa werden von Tesla erst einmal nicht bedient – der Cybertruck soll nach aktuellen Aussagen von CEO Elon Musk zumindest in seiner ursprünglichen Form nicht auf den alten Kontinent kommen. Aber möglicherweise hat stattdessen bald General Motors (GM) etwas für sie im Angebot: Am Dienstag stellte der US-Hersteller die Neuauflage seines Hummer-Geländewagens als Elektroauto vor. Jede der Varianten kostet mehr als der teuerste Tesla Cybertruck und die Reichweite ist geringer. Aber weil sowohl Hersteller als auch das Fahrzeug selbst konventioneller sind, könnte der Hummer EV anders als Teslas Stahl-Pickup auch in Europa zulassungsfähig sein.
Hummer-Elektroauto kommt 350 Meilen weit
Zunächst einmal aber muss er auf den US-Markt kommen, und das dauert ähnlich wie bei Tesla noch eine Weile. Ende 2021 solle die Produktion der Edition 1 beginnen, teilte GM jetzt mit. Zu diesem Zeitpunkt will Tesla auch seinen Cybertruck auf den Markt bringen, zunächst die beiden teureren Versionen. Aber selbst das Top-Modell mit drei Motoren kostet mit 69.900 Dollar weniger als der einfachste Hummer EV für 79.995 Dollar, der zudem erst Anfang 2024 kommen soll. Für die frühe Edition 1 will GM sogar 112.595 Dollar haben, also gut 50 Prozent mehr als Tesla für den Cybertruck mit der größten Leistung und Reichweite.
Immerhin die Cybertrucks mit kleinerem Akku könnte GM mit manchen seiner Hummer-Elektroautos bei der Reichweite übertreffen. Für die Edition 1 sowie die beiden regulären Varianten 3X und 2X (ab Herbst 2022 und Frühjahr 2023) gibt der Hersteller geschätzte 350 Meilen bis zum Nachladen an. Tesla nennt hier mehr als 250 Meilen für den kleinsten Cybertruck und mehr als 300 Meilen für den mittleren zum Preis von 49.900 Dollar; das Top-Modell soll eine Reichweite von mehr als 500 Meilen haben.
Auch eine hohe Lade-Leistung für den Hummer EV gibt GM an, allerdings nicht genau. Das Auto sei „kompatibel“ mit öffentlichen Ladesäulen mit bis zu 350 Kilowatt und man erwarte. eine „branchenführende“ Leistung an solchen Stationen erreichen zu können. Ein konkreter Wert wird aber nicht genannt. Bei Tesla beträgt die maximale Leistung an V3-Superchargern derzeit 250 Kilowatt, ob sie für den Cybertruck noch erhöht wird, ist bislang nicht sicher.
Bei Beschleunigung auf Tesla-Niveau
Dennoch hat sich GM auch sonst einiges ausgedacht, um den hohen Preisaufschlag bei gleichzeitigen Reichweiten-Nachteilen gegenüber Tesla zu rechtfertigen. Bei der Beschleunigung soll der Hummer EV mit dem schnellsten Cybertruck zumindest knapp mithalten – GM gibt „rund drei Sekunden“ für die Beschleunigung von 0-60 Meilen pro Stunde an, Tesla unter 2,9 Sekunden. Innen wird der Elektro-Hummer von Bildschirmen und Info-Technik dominiert, wie es Tesla inzwischen auch anderen Herstellern vormacht, und er hat ebenfalls ein großes Glas-Dach. Eine verstellbare Luftfederung soll die Bodenfreiheit um bis zu 14,9 Zentimeter erhöhen können, Kameras sogar am Unterboden sollen Hindernisse erkennbar machen und genauestes Rangieren im Gelände ermöglichen.
Die vielleicht interessanteste Funktion aber, die Tesla bislang nicht hat, ist der von GM so genannte Crabwalk, der schon im Vorfeld stolz demonstriert wurde: Dank Lenkung an allen vier Rädern ist der Hummer EV in diesem Krebs-Modus in der Lage, bei niedrigem Tempo diagonal zu fahren. Das sei für das Segment exklusiv, schreibt GM dazu, und erleichtere das Manövrieren auf schwierigem Terrain noch weiter. Wie schon beim konventionellen Hummer dürften viele Exemplare des elektrischen Nachfolgers nie in die Verlegenheit kommen, das wirklich zu brauchen. Aber für einen Show-Effekt wird es allemal reichen – und auch Tesla versucht bewusst, seine Elektroautos nicht nur zuverlässig, sicher und nützlich zu machen, sondern auch unterhaltsam.