In China wurden im vergangenen Jahr rund 3,3 Millionen Elektroautos verkauft – fast dreimal so viele wie im Jahr zuvor und mehr als damals auf der gesamten Welt. Das geht aus dem Global EV Outlook 2022 hervor, den die Internationale Energieagentur (IEA) in dieser Woche veröffentlichte. Auch in Europa und den USA war demnach kräftiges Elektroauto-Wachstum zu verzeichnen, aber sowohl weniger ausgeprägt als auch von einer niedrigeren Basis aus. Gleichzeitig ist China laut IEA auch bei Batterie-Produktion und den Materialien dafür weiter führend.
Höhere Tesla-Produktion hilft in USA
Bei der IEA zählen zu der breiteren Definition auch Plugin-Hybride zu den Elektroautos, aber die spielen ohnehin nur in Europa eine bedeutende Rolle. Die globale Verkaufszahl von reinen und teilweisen Batterie-Pkw betrug im vergangenen Jahr 6,6 Millionen Stück und hat sich gegenüber 2020 fast verdoppelt. Dadurch erreichte auch der Elektroauto-Anteil am Auto-Gesamtmarkt den neuen Rekord von 9 Prozent im weltweiten Durchschnitt.
In Europa erhöhten sich die Elektroauto-Verkäufe laut der IEA in 2021 weiter um etwa 65 Prozent auf 2,3 Millionen. Ausgerechnet in der Tesla-Heimat USA waren sie mit 630.000 Verkäufen am niedrigsten unter den drei großen Blöcken. Immerhin war hier aber nach zwei Rückgängen um 10 Prozent in Folge ein Elektroauto-Wachstum um mehr als 100 Prozent zu beobachten, und der Anteil an den Verkäufen stieg mit auf 4,5 Prozent. Den Ausschlag dafür haben laut IEA die höhere Produktion bei Tesla und neue Modelle anderer Hersteller gegeben.
Eine interessante Beobachtung in dem Elektroauto-Bericht ist, dass Hersteller inzwischen für alle drei Regionen mehr vorhaben, als die Gesetzgeber verlangen. So sieht Europa für das Jahr 2030 einen Anteil lokal emissionsfreier Autos an den Neuzulassungen von etwa 55 Prozent vor. Aus den eigenen Ankündigungen der Branche ergibt sich laut der Agentur bis dahin aber ein Anteil von um 80 Prozent. Für die USA und China haben sich Hersteller jeweils zwischen 50 und 70 Prozent Elektroauto-Anteil vorgenommen, was ebenfalls über der staatlichen Vorgabe liegt (s. Grafik oben)
China mit niedrigster Elektroauto-Vorgabe
Bemerkenswert dabei ist, dass China mit seinem aktuell höchsten Anteil weltweit zugleich die am wenigsten anspruchsvollen Elektroauto-Quote vorgibt – etwa 45 Prozent in 2030. Doch selbst wenn in den westlichen Länder tatsächlich höhere Werte erreicht werden, dürfte das mit viel chinesischer Hilfe geschehen: Laut dem IEA-Bericht wurden 2021 knapp 300 Gigawattstunden an Batterien in Elektroautos weltweit verbaut, und 75 Prozent stammten aus China. Inzwischen werden zwar viele große Batterie-Fabriken auch im Westen geplant, doch bei der Verarbeitung der dafür nötigen Materialien kann bislang ebenfalls kein Land auch nur annähernd mit dem Reich der Mitte mithalten.