Die Umstellung des Straßentransports von fossil auf elektrisch kann mit erheblichen Arbeitsplatz-Verlusten bei Auto-Herstellern und Zulieferern einhergehen, die nicht rechtzeitig darauf reagieren. An diese Sorge erinnert die Unternehmensberatung McKinsey in einem aktuellen Fachbeitrag – hält ihr aber entgegen, dass die vermehrte Produktion von Batterien für Elektroautos gleichzeitig große Job- und Gewinn-Chancen mit sich bringt: Durch jede Gigawattstunde Batterie-Kapazität pro Jahr würden 80 neue Stellen geschaffen, und indirekt sogar doppelt so viele.
Hohes Batterie-Wachstum über Jahre
Derzeit wird der Markt für Batterien für Elektroautos wie stationäre Speicher-Akkus klar von asiatischen Anbietern wie CATL und LG Energy Solutions dominiert. Zugleich stecken sie hinter vielen neuen Projekten im Westen, die zumeist in Zusammenarbeit mit dortigen Auto-Herstellern geplant werden. Für große Zellfabriken ist inzwischen die von Tesla eingeführte Bezeichnung Gigafactory gebräuchlich geworden. In China und Südkorea gibt es laut McKinsey bereits eine gut etablierte Wertschöpfungskette dafür, Europa und Nordamerika dagegen seien in dieser Hinsicht relativ unreif.
Doch darin liegen laut der Unternehmensberatung auch die größten Chancen. Den weltweiten Markt für Batterie-Zellen sieht sie bis 2030 um jährlich mindestens gut 20 Prozent auf 360 Milliarden Dollar wachsen; nicht unrealistisch seien auch 410 Milliarden Dollar. Dazu könne es kommen, wenn sich bei der Batterie-Produktion ähnliche Kostensenkungen erreichen lassen wie bei Photovoltaik und Windkraft. Dadurch werde sich dann auch die Verbreitung von Elektroautos beschleunigen, mit entsprechend positiven Auswirkungen auf die gesamte restliche Wertschöpfungskette.
Gigafactorys werden immer größer
Als typische Kapazität für neue Gigafactorys nennt McKinsey 30-40 Gigawattstunden pro Jahr. 2016 seien es noch 2,5 Gigawattstunden gewesen, 2019 schon 7 Gigawattstunden. Tatsächlich gehen die Ziele immer weiter nach oben: Tesla-Chef Elon Musk hat für die Batterie-Produktion auf dem Gelände der deutschen Gigafactory in Grünheide bei Berlin 100 Gigawattstunden pro Jahr genannt, beantragt wurden zunächst 50 Gigawattstunden. CATL, derzeit der größte Batterie-Hersteller der Welt, hat Ende 2021 die Produktion in einer neuen Fabrik mit zunächst 60 Gigawattstunden und später geplanten 120 Gigawattstunden an Zellen pro Jahr begonnen.
Für andere Unternehmen wird es laut der Beratungsfirma Zeit, sich an diesem Rennen zu beteiligen. Denn allerorten würden die Ressourcen knapp – bei Rohstoffen, aber auch bei den nötigen Maschinen und beim qualifizierten Personal. Regierungen könnten den Prozess unterstützen, indem sie die Entstehung starker Batterie-Ökosysteme fördern und konkret um die Ansiedlung bestimmter Unternehmen werben. Für den zweiten Punkt schlägt McKinsey unter anderem schnellere Genehmigungsverfahren vor – wie sie sich Tesla-Chef Musk für die deutsche Gigafactory gewünscht hat.
Tesla will 3 Terawattstunden pro Jahr
Der Batterie-Markt hebe ab, halten die Berater fest. In den nächsten Jahren werde er voraussichtlich zu einer riesigen Branche heranwachsen, die tausende Jobs schaffen und über Jahrzehnte als Wachstumsmotor dienen könne. Anhand von Daten zu angekündigten Projekten hat McKinsey auch ausgerechnet, was das in konkreten Arbeitsplätzen bedeuten könnte: Pro Gigawattstunde jährlicher Kapazität sollen etwa 80 neue Stellen direkt und wohl noch einmal dieselbe Zahl im Umfeld entstehen.
Laut einer Bank-Übersicht von Ende 2021 planen etablierte westliche Auto-Hersteller mit ihren Partnern bis 2030 Fabriken mit zusammen 1,2 Terawattstunden pro Jahr. Schon das würde nach McKinsey die Chance auf gut 95.000 Direkt-Jobs und zusammen mit den indirekten 190.000 neue Stellen bedeuten. Außerdem will allein Tesla bis 2030 in eigenen Gigafactorys 3 Terawattstunden an jährlicher Batterie-Kapazität aufbauen. Nach der Berater-Rechnung ergeben sich so insgesamt an die 700.000 direkte und indirekte Arbeitsplätze, die bei West-Unternehmen durch Batterien neu entstehen könnten.