Mit dem Model 3 hat Tesla das klassische Limousinen-Format wiederbelebt, das schon an Bedeutung verlor und das im Vergleich zu SUV und Crossover vor allem bei Elektroautos immer noch tut. Auch bei Tesla selbst wurde das Model Y in den ersten vier Monaten dieses Jahres bereits häufiger verkauft als das Model 3 – und so gesehen verspätet beginnen derzeit lokale Hersteller in China, direkte Limousinen-Konkurrenten auf den Markt zu bringen. Ab dem zweiten Halbjahr 2023 will jetzt auch Volkswagen dazu gehören, zunächst in dem wichtigen Markt China und im Jahr darauf auch in Europa und den USA.
Viele Werte wie bei Tesla Model 3
Seinen Ausblick auf das als ID.Aero bezeichnete Elektroauto etwa im Format des Tesla Model 3 (und damit letztlich auch des eigenen Passat) gab Volkswagen am Montag denn auch weltweit, aber aus China. Unter anderem veröffentlichte das Unternehmen eine kleine Aero-Show auf YouTube mit dem noch für das dortige Geschäft verantwortlichen VW-Vorstandsmitglied Stephan Wöllenstein. Schon dieses Video ist teils Chinesisch mit englischen Untertiteln, und laut einem lokalen Beobachter lieferte VW eine zusätzliche Version, in der Wöllenstein selbst Chinesisch sprach.
Zumindest in dem Video für West-Publikum wird dennoch klargemacht, dass sich die Reichweiten-Schätzung von bis zu 620 Kilometern auf die WLTP-Norm für Europa bezieht, nicht auf die mildere chinesische. Damit käme zum ersten Mal ein VW-Elektroauto auf mehr als 600 Kilometer, was gleichzeitig in der Nähe des Model 3 liegt. Für dessen Long-Range-Version mit Standard-Felgen in 19 Zoll gibt Tesla aktuell 626 Kilometer an. Auch die Akku-Größen liegen nah beieinander – Volkswagen nannte jetzt 77,4 Kilowattstunden wie bei bisherigen ID-Modellen. Also muss auch die Effizienz ungefähr gleich sein. Dazu passt, dass VW als cw-Wert für den Aero niedrige 0,23 nannte, genau wie Tesla früher in Presse-Informationen für das Model 3, wobei das deutsche China-Elektroauto höher aussieht.
Passend zum China-Schwerpunkt in der Präsentation informierte Volkswagen darüber, dass das gezeigte Konzept-Auto schon starke Ähnlichkeit mit dem Serien-Aero habe, der im zweiten Halbjahr 2023 auf den dortigen Markt kommen werde. Wie bei den bereits erhältlichen VW ID.4 und ID.6 soll es den ID.Aero in zwei Versionen mit den zwei chinesischen Joint-Venture-Partnern geben. Der Westen ist aber erst etwas später dran: Ende 2023 soll in Emden die Produktion einer europäischen Version beginnen. Auf eine Kombi-Variante davon wird VW natürlich nicht verzichten. Hier gibt es im Elektroauto-Bereich noch wenig Auswahl.
VW ID.Aero ab 2024 als Europa-Version
Beide europäischen Aeros könnten sich noch weiter von dem chinesischen unterscheiden, der als Studie zum Beispiel fast 5 Meter lang ist. Das sind um die 20 Zentimeter mehr als beim aktuellen Passat, in dessen Klasse der ID.Aero gehört. Für europäische Straßen könnte die Elektroauto-Alternative also etwas kürzer werden, was wiederum etwas auf Kosten von Windschlüpfrigkeit und somit Reichweite gehen könnte. Die Positionierung als Tesla-Konkurrenz ist auf jeden Fall auch ohne Erwähnung des Namens deutlich. Aber einheimische Hersteller wie Nio und BYD dürften ihre Alternativen zum Model 3 deutlich früher auf dem chinesischen Markt haben als VW mit seinen Joint-Ventures – und vielleicht kommen manche davon sogar nach Europa, bevor hier der angepasste ID.Aero startet.