Bild: Akku-Park mit Tesla-Technik (Symbolfoto Neoen)
Angesichts der vielen Abkürzungen ist vielleicht verständlich, dass die Nachricht zunächst nicht vielen großen Medien auffiel, aber sie könnte von größter Bedeutung für Tesla sein. „FERC öffnet RTO-Märkte für DER-Aggregation“, meldete am Freitag der englische Fach-Dienst RTO Insider. Weiter übersetzt in Nicht-Fachchinesisch heißt das: Die US-Bundesbehörde für Energie-Regulierung (FREC) hat entschieden, dass regionale Übertragungsnetzbetreiber (RTO) in Zukunft die Teilnahme von Anbietern verteilter Energie-Ressourcen (DER) am Strom-Markt ermöglichen müssen. Oder noch einfacher: In den USA wurde das Feld für ein weiteres Zukunftsgeschäft von Tesla bereitet.
Tesla-Software Autobidder verbindet
Wie CEO Elon Musk vor kurzem noch einmal betont hat, will Tesla nicht nur mit Elektroautos die Mobilität weltweit umkrempeln, sondern auch das Strom-System dafür nachhaltig gestalten. Durch die Übernahme von Solarcity hat sich Tesla schon eine eigene Solar-Produktion gesichert, wichtiger aber sind in diesem Bereich bislang die stationären Energiespeicher. Als Powerwall, Powerpack und Megapack verkauft Tesla sie an Privat- bis Versorger-Kunden. All diese Systeme einschließlich großen wie kleinen Photovoltaik-Dächern mit Modulen von Tesla und anderen sind für sich genommen schon Teil von lokalen Strom-Netzen. Mit der neuen FERC-Regelung aber könnten sie alle zusammen am Markt auftreten, koordiniert von Tesla-Software.
Denn bei seinem jüngsten Lob der KI-Software namens Autobidder erwähnte der Tesla-Chef auch, dass alle Computer, auf denen sie läuft, miteinander interagieren würden. Private Tesla-Speicher würden dabei mit den größeren bei Versorgern und neuen Markt-Teilnehmern kooperieren, sagte er.
Tesla könnte also mittels Autobidder sozusagen ein virtuelles Strom-Netz im US-weiten Strom-Netz bilden und so zu einem der Aggregatoren von „distributed energy resources“ (dafür steht die Abkürzung DER) werden, um die es in der neuen Anordnung des Energie-Regulierers geht. Die Behörde selbst bezeichnete ihre Order 2222 an diesem Donnerstag als „historische“ Regel. Schon vorher hatte sie Order 842 zur Integration einzelner Großspeicher in regionale Netze eingeführt und in diesem August erfolgreich vor Gericht verteidigt.
Reagiert Tesla am Batterie-Tag?
Ohne Tesla zu nennen, schlossen sich Beobachter der begeisterten Beurteilung von Order 2222 durch die FERC selbst an. S&P Global Market Intelligence schrieb von einer „wegweisenden Entscheidung“, die Rohstoff- und Energie-Marktforschungsfirma Wood Mackenzie von „neuen Spielregeln“, die auch relativ kleine Anbieter berücksichtige. Zum ersten Mal sei die Politik neuer Technologie voraus, heißt es in einem Kommentar von Woodmac. Die neue Regel signalisiere den Beginn von DER-Dominanz auf umkämpften Märkten. Software werde dabei zum entscheidenden Faktor, schreibt Woodmac weiter.
Diesen Aspekt dürfte Tesla mit Autobidder mit am besten im Griff haben und verfügt und zusätzlich dazu über immer mehr Solar- und Speicher-Installationen mit eigener Technik. Kommende Woche steht der große Batterie-Tag von Tesla an, und im Vorfeld wurde spekuliert, dort könne es auch um derlei Strommarkt-Pläne gehen. Das wies ein hoher europäischer Manager von Tesla gegenüber teslamag.de vor kurzem zurück – aber angesichts der neuen Entwicklung in den USA könnte sich CEO Musk noch einmal umentscheiden.