Wenn es nach der Personal-Ausstattung geht, hat die Schweiz eine der kleinsten Zentralbanken Europas, aber zugleich ist sie eine der wichtigsten und reichsten der Welt. Weil ihr Franken vor allem in Krisen-Zeiten als rettender Hafen beliebt bleibt, kommt reichlich fremdes Geld in das Land. Viel davon landet bei der Schweizerischen Nationalbank (SNB) – Ende 2020 betrug ihre Devisenreserve einschließlich Gold fast 1 Billion Franken. Und das viele Auslandsgeld lässt die Zentralbank nicht einfach herumliegen, sondern investiert es – unter anderem in Aktien von Tesla.
2,9 Mio. Tesla-Aktien bei Zentralbank
Schon Ende des zweiten Quartals 2020 befanden sich nach Meldungen aus dieser Zeit 538.000 Tesla-Aktien im Auslandsportfolio der SNB, zusammen mit noch mehr von US-Schwergewichten aus der Technologie-Branche wie Apple, Google und Facebook. Als Tech-Aktien im späteren Sommer des Jahres in eine kurze Krise gerieten, wurde das teils als riskante „Tesla-Taktik“ der Schweizer Zentralbank kritisiert. Aber seitdem hat sie ihren Bestand in Aktien des Elektroauto- und Energie-Unternehmens noch vervielfacht.
Darauf wies schon in diesem Mai das Finanzportal Fintel hin, nachdem die SNB die neuesten Pflichtmeldung zu ihren US-Positionen bei der Börsenaufsicht SEC eingereicht hatte. Sie beziehen sich auf das Ende des ersten Quartals 2021 und zeigen: Zu diesem Zeitpunkt besaß die SNB gut 2,9 Millionen Tesla-Aktien im damaligen Wert von 1,95 Milliarden Dollar. Ende 2020 waren es mit 1,99 Milliarden Dollar zwar noch etwas mehr gewesen, aber das lag an zwischenzeitlichen Kursverlusten und nicht etwa daran, dass die Zentralbank verkauft hatte: Die Zahl ihrer Tesla-Aktien stieg in Q1 2021 um ziemlich genau 100.000 Stück.
„Liquidität, Sicherheit und Ertrag“ sind laut der SNB-Website die Kriterien, die sie bei ihrer Anlagepolitik zusätzlich zu ihrem Grundmandat in der Geld- und Währungspolitik beachtet. Vor diesem Hintergrund könnte man ihr zunehmendes Engagement so verstehen, dass sie Tesla-Aktien für liquide, sicher und ertragreich hält. Das wäre allerdings überinterpretiert, denn an anderer Stelle erklärt die Bank mit dem dicken Devisen-Konto, dass sie bei der Aktien-Anlage einen Ansatz der „vollständigen Marktabdeckung“ verfolgt. Aktien aus verschiedenen Sektoren würden deshalb entsprechend ihrer Börsenkapitalisierung gehalten.
SNB eher Index-Fonds als aktiv
So gesehen ist die SNB eher ein Index-Fonds als ein aktiver Aktien-Auswähler, der wie manche großen Fonds und Banken eine glänzende Zukunft für Tesla erwartet. Kritik an ihrem technologielastigen Portfolio geht deshalb eigentlich ins Leere, wenn man nicht den passiven Ansatz an sich in Frage stellt: Unter den an der Börse wertvollsten Unternehmen weltweit befinden sich fast nur noch Tech-Werte – und das ist wohl ebenso wenig die Schuld der Nationalbank wie die Tatsache, dass Tesla inzwischen zu den wichtigsten darunter zählt.