Für Jahresrückblicke ist es noch etwas zu früh, aber die Marktforschungsfirma BloombergNEF hat in dieser Woche eine Art Zwischenbilanz für die Elektroauto-Entwicklung in 2023 mit Ausblick auf den Rest des Jahres und 2024 veröffentlicht. Demnach gab es bislang viele gute Nachrichten aus dem Sektor, und das Tesla Model Y (s. Foto) dürfte sich bis Jahresende an die Spitze der Verkäufe aller Antriebsarten setzen. Doch insbesondere in den USA ist die weitere Entwicklung bei Elektroautos unsicher.
Tesla und BYD mit 6% Automarkt-Anteil
Die Gesamtverkäufe von Elektroautos – wohl in der breiteren Definition einschließlich Plugin-Hybriden – dürften in diesem Jahr mehr als 14 Millionen Stück erreichen, 35 Prozent mehr als 2022 und damit ein neuer Rekord, sagt BNEF voraus. Angetrieben werde diese Entwicklung von China, und Europa habe sich angesichts von Subventionskürzungen unter anderem in Deutschland als überraschend widerstandsfähig erwiesen. In den USA hätten die Elektroauto-Verkäufe in diesem Jahr zumindest bereits die Millionen-Marke überschritten.
Im Ergebnis sieht BNEF das Model Y wie von Tesla-CEO Musk schon 2021 angekündigt in diesem Jahr zum weltweiten Bestseller werden – nicht nur unter den Elektroautos, sondern bei allen Antriebsarten. Im vergangenen Jahr war es laut den Marktforschern erstmals in die Top-5 eingedrungen, im ersten Halbjahr 2023 holte das Model Y in Europa nach anderen Daten bereits den absoluten Bestseller-Titel. Zusammen mit dem Konkurrenten BYD aus China soll Tesla in diesem Jahr 6 Prozent Anteil am gesamten globalen Auto-Verkauf erreichen.
Für die Elektroauto-Verbreitung positive Nachrichten brachte 2023 laut BNEF bislang auch bei Infrastruktur und Batterien. Bis Ende des Jahres sei mit 1,4 Millionen neuen Ladesäulen weltweit zu rechnen, und die Batterie-Preise hätten nach einer Unterbrechung 2022 wohl ihren jahrzehntelangen Abwärtstrend wieder aufgenommen. Trotzdem gebe es am Markt derzeit mehr als nur einen Hauch von Angst mit Blick auf die weitere Entwicklung.
Elektroauto-Prognosen könnten sinken
Diese bezieht sich vor allem auf die USA, wo Elektroautos bislang weniger verbreitet sind als in China oder Europa. In der Heimat von Tesla soll es spezifische Faktoren wie die Vorliebe für die elektrisch anspruchsvolle Pickup-Kategorie und die Politisierung von Elektroauto-Käufen geben. Darüber hinaus stelle sich die Frage, ob US-Kunden wirklich am Umstieg interessiert seien, und zu welchem Preis. In den vergangenen Jahren wurden laut BNEF Elektroauto-Prognosen immer wieder angehoben, auch eigene. Wenn der US-Markt stagniere, würden einige davon demnächst zur Abwechslung vielleicht gesenkt.