Elon Musk soll mit SpaceX bei Notlagen immer größeren Ausmaßes helfen. In Deutschland ließ er im vergangenen Sommer Satelliten-Empfänger für Starlink-Internet in Regionen installieren, in denen Hochwasser andere Infrastruktur weggespült hatte. In diesem Jahr richtete SpaceX kurzfristig eine Bodenstation im Südpazifik ein, um die Insel Tonga nach einem Vulkan-Ausbruch mit Internet versorgen zu können. Jetzt ist Russland dabei, die Ukraine zu zerstören, und auch von dort wurde Musk nach Starlink-Unterstützung gefragt. Keine 12 Stunden später meldete er, der Service sei dort jetzt aktiv und Terminals seien auf dem Weg. Und selbst das US-Militär verlässt sich schon auf Technologie von SpaceX.
Starship als ultraschneller Transporter
So haben die Falcon-Raketen von SpaceX bereits etliche militärische Nutzlasten befördert. Von der US Air Force erhält das Unternehmen zudem Geld, um die Nutzung seines Starship-Systems für militärische Transporte zu untersuchen. Der Auftrag über 102 Millionen Dollar, abgeschlossen im Januar mit Air Force Research Laboratory, der Forschungsabteilung der US-Luftwaffe, umfasst vier wesentliche Punkte: das Sammeln von Daten bei kommerziellen Orbital-Starts und -Landungen, die Erforschung von Landesystemen für verschiedene Terrains, die Demonstration des Start- und Landevorgangs für schwere Fracht sowie Forschung am Frachtraum-Design, das mit militärischen Containern kompatibel ist. Starship wird nicht explizit erwähnt, sondern nur eine geeignete Rakete. Aber es gilt als sicher, dass SpaceX sein für Mond und Mars konzipiertes weltgrößtes System für diesen Auftrag verwendet.
Die Air Force wird also genau zusehen, wenn Starship ab April – die seit dem letzten Herbst andauernde behördliche Umweltprüfung soll nun Ende März abgeschlossen sein – zu ersten orbitalen Testflügen und Landungen ansetzt. Der militärische Auftrag läuft über fünf Jahre, sieht aber keinen expliziten Zeitplan oder Meilensteine vor. Sobald Starship kommerziell und sicher fliegt, will das US-Militär in der Lage sein, das System ebenfalls zu nutzen.
So schwärmte bereits im Oktober 2020 der US-General Stephen Lyons: „Stellen Sie sich vor, das Äquivalent einer C-17-Nutzlast in weniger als einer Stunde überall auf der Welt zu bewegen.“ Die C-17 ist ein militärisches Transport-Flugzeug, das über 70 Tonnen Fracht befördern kann. Im August 2021 konnten mit ihr bis zu 640 Soldaten und Zivilisten pro Flug aus dem afghanischen Kabul ausgeflogen werden. Starship könnte das gleiche Gewicht tragen und es auf einer orbitalen oder suborbitalen Flugbahn mit Geschwindigkeiten von über 25.000 km/h von einer Seite der Erde auf die andere bringen. In einer halben Stunde über den Atlantik, in 50 Minuten von Europa nach Australien. Elon Musk propagiert diese Idee von irdischen Starship-Direktflügen (s. Computer-Bild oben) seit Jahren – wenn auch primär für zivile Passagiere.
Mehrere Militär-Missionen von SpaceX
Ebenfalls schon länger bringen Falcon-9-Raketen von SpaceX militärische Aufklärungs- und Kommunikationssatelliten ins All. Bei einem Start im September 2017 waren nicht nur drei Satelliten an Bord, sondern auch der Raumgleiter Boeing X-37B. Dieses knapp neun Meter lange und fünf Tonnen schwere autonome Fluggerät, das wie ein Space Shuttle im Mini-Format aussieht, blieb für militärische Forschungszwecke gut zwei Jahre lang unbemannt im Erdorbit. Auch die Falcon Heavy, bislang stärkste SpaceX-Rakete und eine der leistungsfähigsten der Welt, transportiert militärische Satelliten. Nach drei ersten Starts, darunter ein militärischer, hatte sie seit Juni 2019 keine Flüge mehr.
Dieses Jahr soll sie wieder einige Male starten, davon bis zu dreimal für die US Space Force, die neue Weltraumabteilung des US-Militärs. Bei dem Flug im Mai sollen drei Militär-Satelliten direkt in einen geosynchronen Erdorbit in 36.000 Kilometern Höhe gebracht werden – eine sehr anspruchsvolle Mission. Die drei militärischen Heavy-Starts bringen SpaceX knapp 600 Millionen Dollar Einnahmen, so viel wie rund zehnmal Falcon 9. SpaceX ist damit aber um ein Mehrfaches günstiger als Trägerraketen der ULA, einem Joint-Venture von Boeing und Lockheed Martin, das bislang der Hauptdienstleister für das US-Militär war.