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Viel mehr als bei Tesla: Bund will 1000 schnelle Elektroauto-Ladestationen bauen lassen

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Bild: Ladepark Lutterberg mit Tesla und Ionity (Foto: teslamag.de)

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Behörden oder staatseigenen Unternehmen kann es schon mal passieren, dass ihnen fremd erscheinende Aufgaben übertragen werden. So bekam das Bundesamt für Wirtschaft Ausfuhrkontrolle die Zuständigkeit für die Auszahlung der deutschen Elektroauto-Umweltprämie. Noch auffälliger aber ist der Kontrast bei der Now Gmbh, einer Staatsfirma, die in ihrem vollen Namen das Wort „Wasserstoff“ trägt: Sie ist zugleich zuständig für die Förderung von Ladesäulen für reine Batterie-Elektroautos. Und jetzt will Now ein deutsches Schnell-Ladenetz aufbauen, das sogar Teslas Supercharger-Infrastruktur in den Schatten stellt – und zwar weit.

Ausschreibungen für Betreiber

Das berichtete am Donnerstag der Branchendienst electrive.net unter Berufung auf ein Gespräch mit Johannes Pallasch, dem Leiter der Nationalen Leitstelle für Ladeinfrastruktur bei Now. Der nicht abgekürzte Name der Bundes-GmbH lautet Nationale Organisation Wasserstoff- und Brennstofftechnologie, was ihre Zuständigkeit für ein Lade-Netz nach Tesla-Art noch bemerkenswerter macht.

Aber das ändert nichts daran, dass die Pläne ausgesprochen weit reichend sind. Für nicht weniger als 1000 neue Lade-Standorte mit Säulen ab 150 Kilowatt will Now laut Leitstellen-Leiter Pallasch sorgen. Schon die aktuellen Betreiber von schnellen CCS-Säulen in Deutschland wurden großzügig gefördert, aber jetzt soll es ein anderes Modell geben: Zwar bleiben externe Unternehmen die Betreiber der Standorte, aber sie müssen sich dafür in Ausschreibungen bewerben, in denen Standards und Fristen definiert sind.

Viel mehr Stationen als Tesla

Wie ehrgeizig die Pläne sind, zeigt der Vergleich mit bestehenden Netzwerken. Das größte in Deutschland hat Tesla. Es besteht laut supercharge.info bislang aus 81 Standorten; damit sind die meisten Ecken der Republik bereits gut erreichbar, und Tesla ist dabei, verbleibende Lücken zu schließen. Zweiter dürfte Ionity sein. Das Joint-Venture der deutschen Auto-Hersteller investiert kräftig in sein europaweites Lade-Netz und wurde dabei bislang wie andere Betreiber direkt gefördert. Derzeit hat Ionity nach eigenen Angaben insgesamt 245 Stationen in Betrieb und plant 155 weitere (während Tesla in ganz Europa schon 584 Supercharger-Standorte hat).

Die Now-Pläne gehen offensichtlich weit darüber hinaus. Angestrebt werde eine „flächendeckende, bedarfsgerechte und attraktive“ Lade-Infrastruktur für das ganze Land, heißt es laut electrive.net in einem Papier dazu. Attraktive und weniger attraktive Standorte sollen in den Ausschreibungen zusammengefasst werden, damit alle ihre Ladesäulen bekommen. Außerdem schreibt die Staatsfirma gleiche Bedingungen für alle Zahlungs- und Lade-Dienstleister vor, die zwischen Betreiber und Elektroauto-Endkunden agieren. Wenn sich das Ganze nicht rechnet, soll die Einnahmen-Lücke auch dauerhaft mit Bundes-Mitteln geschlossen werden. Die Regierung ist also bereit, Strom-Tankstellen für Elektroautos sogar langfristig zu subventionieren.

Kein Ausbau in Tesla-Tempo

Das klingt nach deutlich gestellten Weichen in Richtung Elektroauto-Zukunft. Aber so schnell wie bei Tesla oder Ionity dürften die Pläne nicht umgesetzt werden, schon weil ja Ausschreibungen erforderlich sind. Die ersten davon soll es immerhin schon im dritten Quartal 2020 geben, aber laut dem Bericht ist mit einer Verfahrensdauer „nicht unter acht Monaten“ zu rechnen.

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