Bild: Renault
Mit dem wenig spektakulären, aber soliden und bezahlbaren Elektroauto Zoe hat Renault einen frühen Erfolg erzielt: Im vergangenen Jahr landete es auf Platz 1 der europäischen E-Neuzulassungen vor dem Tesla Model 3 und dem VW ID.3. Das Erfolgsmodell wurde seit der ersten Auflage 2013 immer weiter verbessert, aber abgesehen von dem Mini Twingo ZE brachte Renault seitdem keine neuen Elektroautos auf den Markt. Jetzt soll sich das ändern: Am Mittwoch kündigte das Unternehmen eine „historische Beschleunigung“ der eigenen Elektro-Strategie an und will bis 2025 zehn neue Elektroautos anbieten und auch eigene Batterien dafür produzieren.
Keine LFP-Akkus wie bei Tesla
Wie andere etablierte Autohersteller plant also auch Renault, sowohl mehr Elektroautos als auch mehr Komponenten dafür unter eigener Verantwortung zu produzieren. Volkswagen zum Beispiel kündigte in diesem März eine Standard-Batterie für den ganzen Konzern an; nur Highend-Modelle sollen noch andere Zellen verwenden. Renault will laut seiner Mitteilung sogar sämtliche neuen Elektroautos mit seinem Standard-Format bestücken.
Anders als bei VW und anderen westlichen Hersteller sowie Tesla als dem Vorbild dafür soll als Chemie darin aber ausschließlich NMC verwendet werden (Nickel, Mangan, Kobalt). Tesla dagegen setzt beim kleinsten Model 3 aus China bereits auf die LFP-Chemie (Lithium-Eisenphosphat) und will sie wie andere Hersteller für alle Elektroautos mit Standard-Reichweiten einsetzen. Die Überlegung dahinter ist, dass die Rohstoffe für LFP weniger knapp und damit teuer sind. Renault bezeichnete NMC jetzt aber als wettbewerbsfähig bei den Kosten. Bis 2030 sollen sie bei fertigen Batterie-Paketen um 60 Prozent auf unter 80 Dollar pro Kilowattstunde sinken.
Zwei Renault-Zellfabriken geplant
Für die Zellen will Renault eine eigene Fabrik in Frankreich zusammen mit dem asiatischen Partner Envision AESC errichten. Außerdem hat das Unternehmen vor, sich mit 20 Prozent an dem französischen Startup Verkor zu beteiligen. In diesem Rahmen ist zunächst eine Pilotproduktion und dann ab 2026 eine weitere Zellfabrik geplant, in diesem Fall für höhere Leistungsklassen. Beide zusammen sollen in 2030 eine Kapazität von 50 Gigawattstunden erreichen – denselben Wert nennt Tesla für seine Produktion der neuen 4680-Zellen in der Gigafactory bei Berlin.
Die eigenen Modell-Pläne sollen Renault nach den Angaben bis 2025 zu dem Anbieter mit dem „grünsten Mix“ auf dem europäischen Markt machen – reine Elektroauto-Hersteller wie vor allem Tesla offensichtlich ausgenommen. In dem Zieljahr sollen 65 Prozent der verkauften Fahrzeuge teilweise oder ganz elektrisch sein, bis 2030 sind 90 Prozent reine Elektroautos geplant. Auf einen Termin für einen Komplett-Abschied vom Verbrenner legte sich also auch Renault noch nicht öffentlich fest. Ähnlich hatte vor kurzem Audi angekündigt, ab 2033 nur noch reine Elektroautos zu produzieren – außer in China. Bei der Marke Volkswagen soll die Verbrenner-Produktion in Europa 2033-2025 enden, sagte eine Woche später ihr CEO – aber im Rest der Welt gebe es teils noch deutlich länger Verbrenner-Bedarf.
Renault 5 als Elektroauto billiger als Zoe
An konkreten Modellen kündigte das französische Unternehmen jetzt zum einen ein Elektroauto an, das noch besser ankommen könnte als der Zoe: Der beliebte Kleinwagen Renault 5 soll in elektrischer Form wiederkommen und dabei 33 Prozent weniger kosten als der Europa-Bestseller 2020. Mit einem nicht näher beschriebenen Auto namens „4ever“ will Renault einen weiteren Klassiker wiederaufleben lassen. Wohl als erstes kommt im Jahr 2022 außerdem der Megane E (s. Foto oben) und 2024 ein Elektroauto unter der sportlichen Marke Alpine. Die Plattform CMF-EV für das kleinere Segment soll WLTP-Reichweiten bis 400 Kilometer ermöglichen, CMF-EV für höhere Klassen bis zu 580 Kilometer.