In Europa wird Tesla mit seinen Superchargern nach dem Beginn ihrer Öffnung ab November 2021 allmählich zu einem bedeutenden Bestandteil der Infrastruktur auch für fremde Elektroautos, in den USA aber wird darüber noch diskutiert. Grundsätzlich will CEO Elon Musk die eigenen Supercharger weltweit für alle Marken freigeben, und in seiner Heimat kommt bald ein neuer Milliarden-Anreiz hinzu, der das beschleunigen könnte. Um davon zu profitieren, müsste Tesla allerdings wie in Europa Laden über CCS-Kabel ermöglichen – der Vorschlag, stattdessen Supercharger zum neuen Standard zu machen, scheint keine Chance auf politische Unterstützung zu haben.
Tesla müsste US-Supercharger anpassen
Ende Januar führte Tesla-CEO Musk in Washington Gespräche mit Politikern, und wie jetzt die Washington Post berichtete, wurde er dabei gebeten, mit einer Öffnung des Supercharger-Netzes die Pläne der US-Regierung für mehr Elektroautos zu unterstützen. Eine feste Zusage sollen die Biden-Helfer nicht bekommen bekommen haben. Aber laut dem Bericht zeigt die Anfrage, dass sich die Interessen des Unternehmens und der Regierung zum Teil decken – obwohl sich Musk wiederholt über den Präsidenten lustig machte und dieser wiederum Tesla bei seinen Elektroauto-Reden meist ignoriert.
Wie andere Hersteller und wegen der höheren Stückzahlen sogar stärker als diese profitiert Tesla von einer neuen US-Förderung von 7500 Dollar für die Käufer von Elektroautos; ähnlich sieht es bei der inländischen Produktion von Batterien und Akkus aus, die ebenfalls massiv gefördert wird. Laut einem Bericht der Nachrichten-Agentur Reuters sind außerdem 7,5 Milliarden Dollar Subventionen für Ladeinfrastruktur vorgesehen. In dieser Woche sollen die Regeln für die Vergabe veröffentlicht werden. Und am Freitag stand laut dem Bericht bereits fest, dass öffentliches Geld nur für Ladesäulen fließt, die mit Technik nach dem Standard CCS ausgestattet sind.
Für Tesla würde das bedeuten, dass die eigenen Supercharger angepasst werden müssen. In Europa nutzen sie schon seit 2019 den lokalen CCS-Standard, in den USA aber haben sie immer noch ausschließlich den schmaleren Stecker, der nur in Elektroautos der eigenen Marke passt. Im vergangenen November schlug Tesla vor, stattdessen dieses Format zum Standard für Nordamerika zu machen, was auf ein gemischtes Echo stieß. Eine Supercharger-Öffnung auf die von der Regierung gewünschte Art scheint allerdings auch schon vorbereitet: Im Januar erschien in der Tesla-App kurz ein Standort mit „CCS-Kompatibilität“ in Kalifornien, der für fremde Elektroautos freigegeben sein sollte.
Weißes Haus beharrt auf CCS-Standard
Das war offenbar verfrüht, aber es zeigte, dass Tesla auch an einer CCS-Lösung arbeitet. Statt eines zweiten Kabels dafür wie anfangs in Europa wird nach früheren Entdeckungen ein Adapter in die Aufnahme für das Supercharger-Kabel mit proprietärem Stecker integriert und mit freigegeben, wenn ein fremdes Elektroauto die jeweilige Säule nutzen will. Der Name für dieses Konzept soll „magic dock“ lauten.
Der Aufwand dafür scheint überschaubar – und wenn Tesla von der neuen Milliarden-Förderung in den USA Gebrauch machen möchte, dürfte das Magic Dock zumindest an neuen Superchargern bald zu sehen sein. Denn wie Reuters unter Berufung auf Regierungspolitiker berichtet, wird die Erfüllung des CCS-Standards eine der Regeln sein, die dazu in dieser Woche veröffentlicht werden sollen. Ein Tesla-Vorschlag, auch gewöhnliche Supercharger zu fördern, wenn am selben Standort CCS-Säulen angeboten werden, soll nicht ernsthaft in Erwägung gezogen worden sein. Das Weiße Haus scheint sich der besonderen Bedeutung von Tesla also durchaus bewusst zu sein – sich mit seinen Milliarden aber stark genug zu fühlen, den dringend benötigten Mitspieler auf Standard-Linie zu zwingen.