Vermutlich nicht viele Menschen würden ein Job-Angebot von Tesla-CEO Elon Musk einschließlich Bonus-Regelung über mehrere Millionen Dollar ablehnen, aber Georg Hotz kann sich das offensichtlich leisten. Schon als Jugendlicher wurde er berühmt, weil er als erster das damals nagelneue iPhone von Apple für fremde Netze öffnete, als junger Erwachsener knackte er Sonys stark gesicherte Playstation 3. Nach Jobs unter anderem bei Google, der Tesla-Schwester SpaceX und Facebook wandte er sich künstlicher Intelligenz zu und kam 2015 mit Musk in Kontakt. Laut Hotz bot der CEO ihm an, bei Tesla die Autopilot-Software zu entwickeln, was er aber abgelehnt habe, weil Musk ständig die Bedingungen änderte.
Provokation statt Job bei Tesla
Stattdessen ging der Hacker mit seinem eigenen KI-Startup comma.ai an den Start und provozierte Tesla und Musk. Statt ganzer Elektroautos wollte er damit nur Nachrüst-Sätze mit Kameras und Software entwickeln, um beliebige Fahrzeuge teilweise autonom zu machen. Zum damaligen Tesla-Partner Mobileye sagte er, dieser habe einen weiten Rückstand. Tesla sah sich daraufhin zu einer Korrektur eines Artikels mit seinen Aussagen veranlasst. Eine Einzelperson oder ein kleines Unternehmen werde kaum in der Lage sein, ein praxisfähiges System für autonomes Fahren zu entwickeln, hieß es darin.
Tatsächlich kommt Hotz mit comma deutlich langsamer voran als Musk mit Tesla. Mit dem Autopilot-System dürften inzwischen mehr als eine Million Elektroautos ausgestattet sein. Der kleine Konkurrent dagegen bietet zwar ebenfalls schon das angekündigte Nachrüst-Produkt für 999 Dollar an, aber noch als Entwickler-Vorschau. Zudem braucht Hotz dafür Zugang in die Auto-Computer, den er bislang erst bei fünf Modellen von Toyota und Honda gefunden hat. Insgesamt ist die Arbeit vielleicht beeindruckend für eine Mini-Firma – aber mit der systematischen Integration und Weiterentwicklung bei Tesla nicht zu vergleichen.
Don't know if you've heard @elonmusk but there's an offer on the table from @comma_ai about Dojo
“I believe, I believe, OpenDojo” –George Hotz
Shout-out to @Tesmanian_com pic.twitter.com/g3Fs9Egec4
— ALEX (@ajtourville) August 19, 2020
Seinen Hacker-Sportsgeist aber hat Hotz darüber keineswegs verloren, und statt sich weiter mit Tesla anzulegen, will er jetzt zusammen mit Musk Google in die Schranken weisen. Das geht aus einem auf Twitter veröffentlichten Ausschnitt eines Video-Chats mit ihm hervor. Darin wird er auf den neuen Dojo-Supercomputer hingewiesen, den der Tesla-Chef als virtuellen Autopilot-Trainingsraum angekündigt hat, und kann sich vor Begeisterung kaum halten.
„Warum verkaufen die das nicht?“, fragt Hotz fasziniert, während er eine Meldung über Musks Exaflop-Ankündigung weiterliest, und sprudelt dann vor Ideen. „Lass uns das machen, Elon, lass uns das machen“, sagt er mehrmals. Er selbst werde mit comma kostenlosen Software-Support leisten, Tesla solle nur die speziellen Chips für seine KI-Maschine verkaufen, gern auch zu einem Aufpreis – „geschenktes Geld“, lockt Hotz.
Mit Tesla Google „vernichten“
„Open Dojo“ könne das werden, nimmt er dann eine Anregung eines im Video live kommentierenden Zuschauers auf – „na los, Elon, verkauf einfach die Chips, lass uns Dojo öffnen“. Konkret schlägt er vor, mit comma auf die KI-Entwicklungsumgebung Pytorch zu wechseln, die Tesla wohl auch benutze. „Scheiß auf Google“, sagt Hotz dann noch, womit er wahrscheinlich auf dessen konkurrierendes Werkzeug Tensorflow anspielt, „lass sie uns vernichten“.
„Ich glaube, ich glaube – Open Dojo“, schließt der begeisterte Hacker in dem Video-Ausschnitt. Wie auch immer genau seine Gespräche mit dem Tesla-Chef vor einigen Jahren verlaufen sind, sie scheinen jedenfalls ihn nicht dauerhaft verschreckt zu haben – oder die Chance, den Internet-Riesen zusammen in die Schranken zu weisen, überwiegt seine Bedenken. Musk selbst allerdings reagierte auf das Angebot zurückhaltend: Die erste Version von Dojo sei wohl erst in einem Jahr fertig, und es gehe dabei nicht nur um die Chips, sondern auch um schwierige Probleme mit Strom-Versorgung und Kühlung, schrieb er nüchtern auf Twitter.