Bild: Tesla
In der Telefon-Konferenz zu den Tesla-Geschäftszahlen im dritten Quartal 2020 hat sich CEO Elon Musk auch zum Model Y aus der neuen deutschen Gigafactory geäußert – und bestätigt, dass Tesla dort noch einiges mehr vorhat. Tatsächlich soll in Deutschland nach den Worten von Musk eine echte Tesla-Premiere stattfinden: Am Standort Giga Berlin werde voraussichtlich auch die erste eigene Zell-Produktionslinie mit hohem Volumen errichtet, kündigte er an. Zeitgleich mit dem für Mitte 2021 geplanten Beginn der Produktion von Elektroautos in der neuen Gigafactory wird sie aber wohl nicht startbereit sein.
Deutsche Tesla-Zellen erst später
Bei seinem Batterie-Tag Ende September hatte Tesla bestätigt, im großen Maßstab in die Produktion eigener Batterien für Elektroautos und stationäre Speicher einzusteigen, und eine neu entwickelte Zelle im Großformat 4860 dafür vorgestellt. In einer Pilot-Anlage neben dem Werk Fremont werde sie schon seit einigen Monaten gefertigt, erklärte Musk. Und später verriet er, dass schon das Tesla Model Y aus der deutschen Gigafactory damit ausgestattet werden soll – als Teil eines Sandwich-Bodens in einer neuen Rahmen-Struktur, was angesichts all der neuen Technologie hohe Produktionsrisiken mit sich bringe.
Dass Tesla in Deutschland auch Batterie-Zellen produzieren will, zeichnete sich schon Anfang des Jahres ab. Bestätigt wurde es dann in diesem Juli überraschend nicht von CEO Musk, sondern von Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach: Tesla werde in der Gigafactory in Grünheide bei Berlin auch Batterien mit einer „völlig neuen Technologie“ bauen. Das sei aber erst für eine zweite Stufe geplant; wann die beginne, konnte der Minister nicht sagen. In deutschen Tesla-Kreisen war zumindest bis Anfang Oktober nichts von konkreten Plänen für eine Zellproduktion in der neuen Gigafactory bekannt.
Tesla agiert zwar schnell, und die deutsche Gigafactory macht trotz ausstehender Gesamt-Genehmigung gute Fortschritte. Aber niemand dort ging davon aus, bis zum geplanten Start der Elektroauto-Produktion Mitte 2021 auch schon eine eigene Zell-Fertigung genehmigt und gebaut zu bekommen. Das bestätigte in der Konferenz jetzt indirekt Teslas Technikchef Drew Baglino: „Wir können unsere Pilot-Produktion in Fremont nutzen, um die neue Fabrik in Berlin zu beliefern, während sie hochfährt“, antwortete er auf eine Frage zu den 4680-Zellen.
Start mit 130.000 Model Y pro Jahr?
Damit ist zum ersten Mal nicht nur klar, mit welcher Art von Zellen das deutsche Tesla Model Y ausgestattet wird, sondern auch woher sie kommen sollen: vorerst aus Fremont und dann von direkt vor Ort. Die erste Anlage in den USA soll nach Angaben von Musk bis Ende 2021 eine Jahres-Kapazität von 10 Gigawattstunden haben – was für ein Pilot-Projekt schon sehr viel sei, wie er jetzt sagte, wohl die zehntgrößte Zell-Fabrik der Welt.
Rechnerisch würde das für gut 130.000 Model Y pro Jahr reichen, wenn es wie derzeit in den USA nur mit dem größeren Akku angeboten wird. Und später soll dann, wie Musk jetzt ankündigte, die erste Linie für die Produktion der eigenen 4680-Zellen „im großen Maßstab“ als Teil von Giga Berlin aufgebaut werden. Wie viel Kapazität er damit meinte, blieb offen. Aber insgesamt will Tesla bis Ende 2022 auf 100 Gigawattstunden pro Jahr an eigenen Zellen kommen.