Die geänderten Pläne für die deutsche Gigafactory von Tesla bei Berlin, die ab Mitte 2021 Model Y produzieren soll, enthalten eine Überraschung: Anders als bei den im Januar dieses Jahres eingereichten ersten Unterlagen ist darin keine Akku-Fertigung in der Gigafactory mehr vorgesehen, also kein Bereich, in dem aus Batterie-Zellen einbaufertige Pakete gemacht werden. Damit ist nicht nur (wie schon vorher) offen, von wem die Zellen für das Model Y aus Deutschland kommen sollen, sondern auch, wo sie zu Modulen verarbeitet werden.
Tesla-Fabrik in China hat Akku-Gebäude
Bislang macht Tesla das, so weit bekannt, für alle seine Elektroautos selbst. In den USA betreiben Tesla und Panasonic zusammen die Gigafactory im Bundesstaat Nevada, aus der fertige Akku-Pakete für das Model 3 in das Werk Fremont geliefert werden. Batteriezellen für Model S und Model X kommen ebenfalls von Panasonic, aber aus Japan. Die Gigafactory in China wiederum wurde anfangs ebenfalls aus den USA mit fertigen Paketen beliefert. Seit diesem Frühjahr stammten die Zellen für das dortige Tesla Model 3 aber nach lokalen Statistiken von LG Chem statt von Panasonic.
Wo in der chinesischen Gigafactory aus Zellen Akku-Packs werden, hat Tesla im Bericht zum ersten Quartal dieses Jahres erstmals gezeigt: In einem zusätzlichen Quadrat-Bau angrenzend zu dem Hauptgebäude, in dem seit Ende 2019 das Model 3 produziert wird. Allerdings wirkte die Halle auf den Innen-Aufnahme dazu noch längst vollständig mit den nötigen Anlagen ausgestattet. Veröffentlicht wurden diese Bilder Ende April, was bedeuten müsste, dass Tesla auch für China eine Zeitlang eine andere Möglichkeit genutzt hat, um aus LG-Zellen Akku-Pakete für das Model 3 zu machen.
In Frage käme eine weitere Produktionsstätte – oder auch eine Belieferung mit fertigen Paketen. Die zweite Variante gab es bei Tesla bislang nicht, aber in China arbeitet das Unternehmen seit kurzem mit dem lokalen Zell-Produzenten CATL zusammen. Das schnell gewachsene Unternehmen soll bald billigere LFP-Zellen für das Basis-Tesla Model 3 aus China liefern. Und es hat nach Berichten eine „cell to pack“-Technologie entwickelt, also eine Möglichkeit, aus Zellen ohne Zwischenschritt über Module fertige Pakete zu machen.
CATL als Tesla-Partner in Deutschland?
Paket-Kompetenz könnte Tesla in China also wenn nötig ebenso zukaufen wie Zellen – und auch in Deutschland wäre das bei CATL wohl möglich. Denn der Weltmarktführer aus China investiert 1,8 Milliarden Euro in eine Zell-Produktion im thüringischen Arnstadt, gut 300 Kilometer von Teslas deutscher Gigafactory in Grünheide entfernt. Tesla wurde noch nicht als deren Kunde genannt, aber laut dem CATL-CEO ist die Partnerschaft explizit nicht auf China begrenzt.
Eine weitere Möglichkeit wäre, dass Tesla eigene Kapazitäten in Deutschland nutzt, um Zellen zu Paketen zu machen. Dafür kämen die zwei Werke der deutschen Tochter Tesla Grohmann Automation in Frage, hervorgegangen aus der Übernahme von Grohmann Engineering. Deren Hauptsitz befindet sich in der Eifel, ein Entwicklungszentrum gibt es laut der Homepage zudem im bayerischen Neutraubing, ganz nah am BMW-Werk Regensburg. Schon Ende 2018 berichtete die lokale Zeitung Donaukurier, Grohmann entwickle hier für Tesla „die Zukunft der Batterie“.
Zu dieser Zeit machten sich bayerische Landes-Politiker laut dem Bericht noch Hoffnungen, den Zuschlag für die schon damals im Raum stehende Tesla-Gigafactory in Deutschland zu bekommen. Die Wahl fiel dann bekanntlich im November 2019 auf Grünheide – aber auch Bayern dürfte in Teslas Zukunft so oder so eine nicht unbedeutende Rolle spielen.