Wie angekündigt hat das US-Startup Nikola, das wie Tesla elektrische Lastwagen und Pickups produzieren will, das aber auch mit Brennstoffzellen-Antrieb, mit einer Stellungnahme auf massive Vorwürfe einer auf Leerverkäufe spezialisierten Börsen-Firma reagiert. Die vergangene Woche veröffentlichte Studie von Hindenburg Research sorgte für einen massiven Kurs-Einbruch bei der Aktie, die kurz vorher noch deutlich gestiegen war, weil Nikola eine weit reichende Kooperation mit General Motors vermeldet hatte. Die Gegenwehr von diesem Montag brachte Nikola dann wieder zweistellige Gewinne an der Börse – aber anschließend wurde bekannt, dass sich die Börsen-Aufsicht SEC mit dem Fall beschäftigt.
Tesla-Fans besonders kritisch bei Nikola
Weil sich Nikola-Gründer Trevor Milton öffentlich als eine Art zweiter Elon Musk präsentiert, anders als dieser aber bislang wenig Konkretes vorzuweisen und zum Beispiel über das Aussehen des Cybertruck gelästert hat, steht er unter verschärfter Beobachtung mancher Tesla-Fans auf Twitter. Die hatten schon vor der Hindenburg-Studie mehrfach auf Ungereimtheiten bei Nikola hingewiesen und reagierten deshalb erfreut auf die gesammelten Vorwürfe darin – obwohl sich viele von ihnen sonst sehr kritisch gegenüber Leerverkäufern zeigen, die zum Teil immer noch auch bei Tesla versuchen, mit fallenden Kursen Geld zu verdienen.
Der wohl gravierendste Vorwurf in der Studie von Hindenburg Research lautet, dass ein Video eines fahrenden Nikola-Lastwagen aus dem Jahr 2017 im Grunde eine Fälschung war: Das Fahrzeug wurde darin unterwegs auf einer Straße gezeigt – hatte aber laut den Short-Analysten gar keinen eigenen Antrieb, sondern rollte einfach einen Berg herunter, auf den es vorher geschleppt worden war. Dazu hatte Nikola in seiner Reaktion eine Erklärung, die weithin und vor allem unter Beobachtern aus dem Tesla-Lager als Geständnis gewertet wurde: Tatsächlich sei der Nikola One nicht aus eigener Kraft gefahren, aber das habe man auch gar nicht behauptet, sondern zu dem Video nur geschrieben, es zeige den E-Lastwagen „in Bewegung“.
https://twitter.com/CryptoEcon_Li/status/1305663902760538114
Diese Rechtfertigung und weitere wurden von Tesla-Fans auf Twitter und anderen auseinandergenommen, aber Anleger zeigten sich zunächst weniger kritisch: An der Börse gewann die Nikola-Aktie am Montag nach der Veröffentlichung gut 11 Prozent auf 35,79 Dollar. Dann aber berichtete die Nachrichten-Agentur Bloomberg, auch die US-Börsenaufsicht SEC beschäftige sich jetzt mit dem Fall. Nachbörslich gab die Nikola-Aktie deshalb fast ihr gesamtes Plus aus dem regulären Handel wieder ab.
SEC soll Fall Nikola schon prüfen
Auch Tesla-Chef Musk hat wegen einer unfundierten Ankündigung zu einem möglichen Rückzug von der Börse schon Probleme mit der SEC gehabt, die in einer Millionen-Strafe und Twitter-Einschränkungen für ihn endeten. Bei Nikola geht es laut Bloomberg jetzt um eine mögliche gezielte Anleger-Täuschung. Noch befinde sich die Behörde aber in einer vorläufigen Prüfung des Falls, habe also bislang kein förmliches Verfahren gegen Nikola oder Gründer Milton eingeleitet, der in der Hindenburg-Studie als besonders unehrlich dargestellt wird.