Bild: Northvolt (Computer-Grafik)
Nahe der früheren Goldminen-Stadt Skelleftea in Schweden arbeitet das von zwei früheren Tesla-Managern gegründete Unternehmen Northvolt an Europas erster und größter Fabrik zur Produktion von Batteriezellen für Elektroautos. Wie für die europäische Gigafactory von Tesla bei Berlin wurden dort viele Bäume gerodet, um Platz für die riesige neue Anlage zu schaffen, und der Bau hat schon begonnen. Und auch die Finanzierung ist jetzt komplett, teilte Northvolt am Mittwoch mit: Teils öffentliche Kredite in Höhe von 1,6 Milliarden Dollar sollen zusammen mit etwa der gleichen Summe an Eigenkapital in die Zell-Fabrik in Schweden und eine weitere in Deutschland fließen.
Giga-Kapazität wie bei Tesla
Mit einer Kapazität von bis zu 40 Gigawattstunden pro Jahr soll Northvolt Ett (Eins) die größte Zell-Fabrik in Europa werden, das dieses Feld zusammen mit den USA bislang fast vollständig asiatischen Ländern und Herstellern überlassen hat. Damit würde sie, nach den Plänen ab 2021, ungefähr so viele Zellen produzieren wie aktuell Teslas Gigafactory zusammen mit Panasonic in Nevada. Hinzu kommen soll ab 2024 Northvolt Zwei, ein Joint-Venture mit dem Volkswagen-Konzern im deutschen Salzgitter mit bis zu 20 Gigawattstunden jährlich.
Die aktuelle Kredit-Finanzierung kommt nach Angaben von Northvolt von einem Konsortium privater Banken, Pensionsfonds und öffentlichen Institutionen. 350 Millionen Dollar steuerte laut einer EU-Mitteilung die Europäische Investitionsbank bei. Die Fabrik in Schweden wird darin als Europas erste eigene Gigafactory bezeichnet. In der ersten Phase werde ihre jährliche Kapazität 16 Gigawattstunden an Batteriezellen erreichen und später „potenziell“ 40 Gigawattstunden. Gedacht seien sie für Elektroautos, stationäre Großspeicher sowie industriellen und tragbare Anwendungen.
Gründer zwei frühere Tesla-Manager
Northvolt wurde gegründet von Peter Carlsson und Paolo Cerruti, heute CEO und COO des Unternehmen und beide zuvor bei Tesla beschäftigt. Als sie 2016 anfingen, war von Elektroautos und erst recht eigenen Batteriezellen dafür in Europa noch kaum die Rede – manchen kam das Vorhaben deshalb so aussichtslos vor wie die Pläne von Tesla selbst. Doch Tesla entwickelte sich bestens. Und auch Northvolt konnte 2019 den Einstieg von unter anderem Volkswagen und Goldman Sachs sowie BMW in einer riesigen Eigenkapital-Finanzierung von 1 Milliarde Dollar melden.
Im September 2019 gründeten Northvolt und Volkswagen zudem ein Joint-Venture für die Zell-Fabrik in Deutschland, in das ein Teil der VW-Investitionen in Höhe von insgesamt 900 Millionen Euro geleitet wurde. Der deutsche Konzern hat nach den damaligen Angaben an dem schwedischen Batterie-Startup der ehemaligen Tesla-Manager einen Anteil von ungefähr 20 Prozent und einen Sitz in seinem Aufsichtsrat.