Hochmoderne Batterien werden den Kern von Europas ökologischer Transformation bilden, schreibt die von der EU ins Leben gerufene Europäische Investmentbank (EIB) in einer aktuellen Einschätzung. Für die Rohstoff-Beratungsfirma Benchmark Minerals geht es bei Akkus sogar um nicht weniger als die „Industrie-Infrastruktur des 21. Jahrhunderts“. Und obwohl Tesla bei Elektroautos führt und bei Batterien erhebliche Aktivitäten entfaltet hat und erwarten lässt, sind sich Berater wie Bank darin einig, dass China dem Westen auf diesem Gebiet weit voraus ist.
Westen bei Akkus hinter Schwellenland
Europa und die USA hinken bei grundlegender Zukunftstechnologie also einem Land hinterher, das zum Beispiel im Börsen-Index MSCI noch als Schwellenland gilt. Die EIB trägt nach eigener Darstellung zwar nach Kräften dazu bei, Europa eine Aufholjagd zu ermöglichen. Aber mindestens der aktuelle Vergleich fällt düster aus: In der EU gebe es derzeit eine Akku-Produktionskapazität von jährlich 49 Gigawattstunden, gegenüber 447 Gigawattstunden in China; auch in den USA ist der Wert nicht höher als in Europa, trotz der Gigafactory von Tesla und Panasonic mit zuletzt allein 35 Gigawattstunden.
Und obwohl die EIB nach eigenen Angaben 2020 mit einer Milliarde Euro so viel Geld für europäische Akku-Projekte bereitstellen will wie in den vergangenen zehn Jahren zusammen, dürfte der Abstand vorerst eher noch zunehmen. Zumindest in den vergangenen zwölf Monaten seien die USA weiter zurückgefallen, schreibt Benchmark Minerals in einem aktuellen Fachbeitrag. Vor einem Jahr seien weltweit 70 Akku-Großfabriken geplant oder in Betrieb gewesen, davon 46 in China und 5 in den USA. Jetzt seien es 136, und während sich die Zahl in China darin auf 101 mehr als verdoppelt hat, stieg sie in den USA nur auf 8.
Auch Tesla setzt vorerst auf China
In China seien neue Gigafactorys damit rechnerisch im Wochentakt gebaut worden, in den USA nur alle vier Monate, so die Beratungsfirma. In Europa ging es immerhin etwas schneller voran – hier entstand im Durchschnitt alle zwei Monate eine Gigafactory, was aber auch nur sechs mehr im Verlauf eines Jahres bedeutet. Die USA (und damit auch Europa) müssten praktisch von Null auf eine neue Schwerindustrie aufbauen, schreibt Benchmark. Diese Herausforderung erfordere eine Reaktion, deren Dimension mit dem New Deal unter Franklin D. Roosevelt in den 1930er Jahren vergleichbar sei. Dadurch könnten Millionen Jobs entstehen und die USA an die vorderste Front der laufenden „Revolution der Energie-Speicherung“ kommen.
Immerhin können die USA dabei auf die Innovationen von Tesla-Chef Elon Musk hoffen, wobei aber offen ist, wo diese zuerst umgesetzt werden – langfristig wohl ohnehin weltweit. Vorerst aber weitet Tesla die Kooperation mit CATL aus China aus. Erst in dieser Woche wurde ein neues Model 3 aus der Gigafactory Schanghai mit billigeren LFP-Zellen von CATL zugelassen, und nach Berichten sollen aus der Partnerschaft weitere neue Akkus hervorgehen.
CATL aus China auch in Europa stark
Allein CATL will nach Berichten seine Kapazität in der Heimat innerhalb von zwei bis drei Jahren um mehr als 100 Gigawattstunden erhöhen. Hinzu kommen 14 Gigawattstunden Kapazität pro Jahr in einem Werk, das CATL in Thüringen baut und 2022 in Betrieb nehmen will. Für ganz Europa nennt die EIB in ihrem aktuellen Bericht Akkufabrik-Projekte mit einem Volumen von 51 Gigawattstunden.
Eine mögliche Zellfertigung von Tesla in der deutschen Gigafactory dürfte darin noch nicht enthalten sein. Konkret plant der Industrie-Kontinent EU aktuell also weniger als halb so viel neue Kapazität für die Infrastruktur der kommenden Lithium-Ionen-Wirtschaft wie das angebliche Schwellenland China – und ein Unternehmen von dort macht mehr als 25 Prozent der europäischen Zubau-Pläne aus.