In Norwegen hat es am frühen Freitagmorgen vergangener Woche eine Trunkenheitsfahrt auf einer Autobahn gegeben, die ohne Unfall und Verletzte ausging. Insofern wäre sie kaum erwähnenswert, aber in diesem Fall kommt hinzu, dass der Tesla-Autopilot eine interessante Rolle dabei spielte: Ohne das weit reichende Assistenz-System in dem Model S wäre der Mann am Steuer vielleicht gar nicht losgefahren oder so weit gekommen – aber letztlich brachte es ihn am Straßenrand sicher zum Stillstand.
Model S mit schlafendem Fahrer gefilmt
Von dem Vorfall nahe Oslo berichtete zunächst der Distrikt Ost der norwegischen Polizei auf Twitter. In einem Autobahn-Tunnel sei eine Stunde zuvor ein Tesla stehengeblieben, schrieb sie am frühen Morgen. Der 24 Jahre alte Mann am Steuer sei betrunken gewesen, habe geschlafen und anschließend hartnäckig bestritten, gefahren zu sein.
Schon das war ein Hinweis auf eine mögliche Autopilot-Nutzung, und einen Tag später brachte ein Video des Senders VG-TV weitere Erkenntnisse dazu. Es ist aus einem anderem Auto gefilmt und zeigt, als es auf einer Höhe mit dem Tesla Model S ist, dass das Kinn der Person auf dem Fahrer-Sitz fast auf ihrer Brust ruht. Sie schläft offensichtlich und soll laut dem Text dazu schon etwa 10 Kilometer bei Tempo 100 so unterwegs gewesen sein. An der schlafenden Haltung ändert sich auch nichts, als der Tesla in der nächsten Szene mit eingeschaltetem Warnblinker am linken Fahrbahnrand steht und die Person im Auto neben ihm mehrmals hupt. Danach wird verpixelt gezeigt, wie offenbar Polizeibeamte an die Scheibe des Model S klopfen, zunächst ebenfalls ohne erkennbare Reaktion.
https://twitter.com/SavedTesla/status/1421513337528061960
Im norwegischen Text des TV-Beitrags ist mindestens einmal des Wort „Autopilot“ zu hören. Von der Polizei scheint diese Angabe ausweislich ihres neutralen Twitter-Beitrags nicht zu stammen, aber sie liegt nahe: Das Autopilot-System ist selbst in seiner neuesten Beta-Version FSD in den USA nur als Assistenz klassifiziert, kann aber trotzdem auf Autobahnen recht problemlos längere Abschnitte allein zurücklegen. Neuerdings wird bei Model 3 und Model Y währenddessen auch kontrolliert, ob die Person am Steuer die Augen auf die Straße gerichtet lässt, in bisherigen Model S und Model X aber prüft Tesla nur, ob Widerstand am Steuer registriert wird. Wenn jemand, wie offenbar in dem Fall in Norwegen, mit dem Lenkrad in der Hand einschläft, dürfte das der Fall sein und der Autopilot weiterfahren.
Tesla-Autopilot reagiert wie vorgesehen
Dass er das Model S dann doch zum Stillstand brachte, und das in einem Tunnel, dürfte daran liegen, dass die Hände des Betrunkenen zu schlaff zugriffen oder abrutschten. Wenn das System keinen Steuer-Widerstand registriert und auch Reaktionen auf dann folgende, zunehmend energische Warnmeldungen ausbleiben, ist es darauf ausgelegt, die Fahrt möglichst sicher zu beenden. Dazu steuert es den Rand der Straße an und schaltet den Warnblinker ein.
Genau das scheint in diesem Fall geschehen zu sein und war wahrscheinlich die beste Lösung, nachdem der offensichtlich dazu nicht mehr richtig fähige junge Mann die Fahrt erst einmal begonnen hatte. Twitter-Kritiker sahen trotzdem eine Tesla-Schuld. Ohne Autopilot wäre er vielleicht erst gar nicht losgefahren, hieß es – aber das setzt wahrscheinlich mehr menschliche Vernunft voraus, als zumindest unter Alkohol-Einfluss tatsächlich vorhanden ist.