Ein für beide Insassen tödlicher Unfall mit einem Tesla Model S Performance in Texas erregte im April 2021 Aufsehen – das Fahrzeug brannte nach einem Zusammenstoß mit einem Baum aus, und statt auf dem vorgesehenen Platz am Steuer fanden Rettungskräfte den Fahrer auf dem Rücksitz vor, was zu Spekulationen führte, er habe das Fahren dem Autopilot-System überlassen. In einem Zwischenbericht hielt die Verkehrsbehörde NTSB bereits knapp ein halbes Jahr später fest, dass dem wohl nicht so war, blieb aber vorsichtig. Jetzt wurde der endgültige Bericht zu dem tödlichen Tesla-Unfall veröffentlicht, und die Behörde fand weiter keine Anzeichen für eine Autopilot-Nutzung.
Tesla mit 108 km/h auf Wohnstraße
Als „wahrscheinliche Ursache“ nennt das NTSB in dem abschließenden Bericht überhöhte Geschwindigkeit und die Tatsache, dass der Fahrer nicht in der Lage gewesen sei, das Elektroauto zu kontrollieren, was mit Einschränkungen durch Alkohol-Konsum und Medikamente zusammenhänge. Dazu überprüfte die Behörde auch die Tesla-Angabe, dass die Autopilot-Lenkhilfe auf der kleinen Unfall-Straße gar nicht aktiviert werden konnte. Bei der Funktion Abstandstempomat war das möglich, doch in Tests ließ sie nur ein Tempo von maximal 30 Meilen pro Stunde zu.
Das wäre das auf der Wohnstraße zulässige Limit gewesen, doch laut dem NTSB-Bericht war der Tesla-Fahrer stattdessen mit bis zu 67 Meilen pro Stunde (108 km/h) unterwegs. Dazu könne der vorherige Alkohol-Konsum beigetragen haben: Bei der Autopsie wurde eine Ethanol-Konzentration von 0,151 Gramm pro Deziliter (die in Deutschland üblicherweise als „Promille“ ausgedrückt wird) festgestellt. Außerdem hatte er zwei Medikamente gegen Allergien genommen, die eine sedierende Wirkung haben.
Nach einem Restaurant-Besuch mit ihren Ehefrauen kehrten die beiden später ums Leben gekommenen Männer gegen 21 Uhr zum Haus des Fahrers zurück, erzählt der Bericht das rekonstruierte Geschehen nach. Aufnahmen von Sicherheitskameras zeigten, dass die beiden Männer kurz darauf in den Tesla einstiegen, der Besitzer als Fahrer und sein Freund auf dem Beifahrer-Platz. Dann fuhren sie los, doch schon die erste Linkskurve auf der Straße (s. Grafik oben) wurde ihnen zum Verhängnis: Das Model S kam nach rechts von der Straße an, streifte einen Baum und rammte frontal einen weiteren. Durch die Beschädigung des Akkus begann der Tesla zu brennen, und beide Insassen kamen darin ums Leben.
Fahrer des Model S wechselte nach Aufprall
Was zwischen dem Aufprall kurz nach 21.07 Uhr, dem ersten Anruf bei der Feuerwehr um 21.24 Uhr und deren Eintreffen um 21.36 Uhr geschah, wird in dem Bericht nicht rekonstruiert. Als die Helfer eintrafen, befand sich der Freund des Fahrers wie beim Einsteigen auf dem Beifahrer-Sitz. Der Besitzer aber wurde statt vorne hinten links gesehen, was die anfänglichen Autopilot-Spekulationen weckte.
Laut dem Bericht erfolgte der Platz-Wechsel des Fahrers jedoch erst nach dem Aufprall, wie unter anderem die Stellung des Strom-Pedals während der Fahrt belege. Über mögliche Gründe dafür spekuliert das NTSB nicht. Ob sich die Türen des Tesla nach dem Crash noch von innen öffnen ließen, war wegen der Zerstörungen durch das Feuer nicht mehr zu ermitteln. Die Behörde erwähnt aber, dass die Hebel dafür an den vorderen Türen des Model S bei einem Ausfall des 12-Volt-Systems grundsätzlich noch mechanisch funktionieren. Als Todesursache stellte sie für beide Männer stumpfe Traumen durch den Aufprall und „thermische Verletzungen“ fest, beim Fahrer zusätzlich das Einatmen von Rauch.