Auf dem Gelände der deutschen Tesla-Fabrik in Grünheide bei Berlin ist inzwischen auch das Gebäude für die Batterie-Fertigung fertiggestellt, und erleuchtete Fenster sprechen laut Beobachtern dafür, dass darin auch bereits gearbeitet wird. Ende Juni war es allerdings noch im Bau. Dennoch wurde Tesla schon zu dieser Zeit Kathoden-Material geliefert, wie jetzt durch einen Zwischenfall verspätet bekannt wurde: In einem Lager gegenüber dem Gigafactory-Grundstück (s. Foto) trat nach mehreren Berichten ein Pulver aus, das zur Batterie-Herstellung geeignet war. Es soll versehentlich nach Grünheide geliefert worden sein.
Tesla-Feuerwehr rückt mit Schaufeln an
Von dem Vorfall berichtete zuerst die Märkische Oderzeitung (MOZ), die nach ihren Angaben von Mitgliedern der Tesla-Werksfeuerwehr davon erfuhr. Demnach fand die von Mitarbeitern des von Tesla genutzten Lagers gerufene Feuerwehr eine Palette vor, aus der schwarzes Pulver ausgetreten war. Laut Lieferschein habe es sich um „Kathoden Material“ gehandelt, aber der undichte Behälter und seine Verpackung seien nicht entsprechend gekennzeichnet gewesen. Auf einem Anhänger sollen die Feuerwehrleute weiteres ausgetretenes Material entdeckt haben, das sich jedoch innerhalb eines Übersee-Containers befand.
Erst nach längerer Recherche habe ihnen ein Tesla-Mitarbeiter dann ein Gefahrstoff-Datenblatt zu dem fraglichen Material ausgehändigt, berichtet die MOZ unter Berufung auf den Feuerwehr-Bericht weiter. Zweieinhalb Stunden nach der ersten Meldung hätten ihre Kräfte, ausgestattet mit leichter Schutz-Ausrüstung, die Beseitigung mit Schaufeln begonnen. Das habe sich schwierig gestaltet, weil das sehr feine Pulver schnell zu Staubwolken verflog.
Gegenüber dem RBB bestätigte der Landkreis Oder-Spree einen Einsatz in dem Lager Ende Juni. Bei dem Stoff habe es sich um eine Lithium-Kobalt-Verbindung gehandelt, sagte der Umwelt-Dezernent des Kreises – „grundsätzlich schon ein gefährlicher Stoff“, aber „nicht ganz so gefährlich wie flüssige“. Für das Grundwasser habe keine Gefahr bestanden, weil zu dem Zeitpunkt das gesamte Gelände des Lagers asphaltiert gewesen sei. Von dem Material seien ungefähr 10 Kilogramm ausgetreten. Das Brandenburger Umweltministerium teilte auf RBB-Anfrage mit, von Tesla über den Vorfall informiert worden zu sein.
Kathoden-Pulver nicht für Gigafactory gedacht
Dass überhaupt Kathoden-Material in das Lager für die Gigafactory gebracht wurde, erklärte Tesla laut dem Bericht der MOZ mit einem Versehen: Es sei fälschlich nach Grünheide transportiert worden und eigentlich für ein Gefahrstoff-Lager in Rostock vorgesehen gewesen. Die Untere Wasserbehörde des Landkreises habe ebenfalls von einer „Fehldisposition“ und von einer fehlerhaften Kennzeichnung durch den Lieferanten gesprochen. Vertreter des Landesamts für Umwelt sollen am Tag nach dem Vorfall vor Ort gewesen sein und weder in dem Lager noch auf dem Tesla-Gelände selbst weiteres Kathoden-Material gefunden haben. Wegen der geringen Mengen habe Tesla aus Sicht der Behörde nicht gegen Genehmigungspflichten verstoßen und deshalb auch keine Sanktionen zu befürchten.