Statt der erwarteten abschließenden Genehmigung für das gesamte Projekt hat Tesla eine weitere Vorab-Erlaubnis für seine Gigafactory in Grünheide bei Berlin bekommen. Das geht aus einem Bescheid des brandenburgischen Landesamts für Umwelt hervor, das ein lokaler Beobachter am Freitag veröffentlichte. Demnach hat das Unternehmen kurz vor Weihnachten beantragt, die im Oktober erlaubten Tests und Probeläufe seiner Anlagen stark über das bisherige Maß ausweiten zu dürfen – mit Erfolg: Tesla darf nach den ersten 250 jetzt noch einmal 2000 komplette Model Y in Grünheide bauen.
Neuer Tesla-Antrag vor Weihnachten
Ebenfalls seit kurz vor Weihnachten liegen der Brandenburger Landesregierung alle Unterlagen vor, die sie für die endgültige Gigafactory-Genehmigung benötigt. Das bestätigte in dieser Woche im Landtag ein hoher Beamter des Umweltministeriums und erklärte, die Behörden seien jetzt dabei, die abschließende Phase ihrer Entscheidung zu beginnen. Er informierte aber auch darüber, dass Tesla mit den Ergebnissen seiner bisherigen Fabrik-Tests noch nicht zufrieden sei und deshalb parallel mehr Vorab-Prüfungen beantragt habe.
Mit dem neuen Bescheid wurden sie erlaubt. Jeder der 13 Werkzeug-Sätze im Presswerk darf demnach noch einmal 2000 Teile fertigen, im Karosseriebau dürfen sie zusammengesetzt werden, in der Lackierei mit Farbe versehen und das Ergebnis in der Endmontage getestet. Die Giga-Pressen für Heck- und möglicherweise auch schon Front-Rahmenelement des Model Y werden in der Genehmigung nicht erwähnt, aber für sie dürfte eine Vorab-Genehmigung von Ende Oktober noch reichen: Damals hatte das Land Tesla erlaubt, 20.000 Teile mit den großen Druckguss-Maschinen zu produzieren.
#GigaBerlin got a new preliminary permission for further tests. Now 2000 bodies can be built instead of 250.https://t.co/7AEgq4HZAb pic.twitter.com/pCK9mZmT8S
— Tobias Lindh (@tobilindh) January 7, 2022
Die zuvor zugelassenen 250 Model Y hatte Tesla in den vergangenen Wochen laut Beobachtern so gut wie ausgeschöpft. Immer wieder sahen sie aus dem Fabrik-Gebäude stammende Elektroautos auf dem Gelände stehen, einige wurden auch schon abtransportiert (s. Foto oben), offenbar bis nach Norwegen. Ohne neue Genehmigung hätten die bisherigen Beschäftigten in der Gigafactory also bald fast die Hände in den Schoß legen müssen.
Gigafactory-Qualität noch „mangelhaft“
Gleichzeitig geht aus dem Text des Bescheids hervor, dass die weiteren Prüfungen tatsächlich nötig sind und nicht nur die Zeit bis zur endgültigen Genehmigung überbrücken sollen. „Die im Rahmen der Anlagenprüfungen gefertigten bzw. gefügten Teile und/oder Karossen weisen eine erheblich von den Anlagenspezifikationen abweichende, mangelhafte Qualität auf“, schreibt das Umweltamt in seiner Begründung. Insofern sei nachvollziehbar, dass die neu beantragten Prüfungen „das unabdingbare Mindestmaß für die jeweiligen Erprobungsvorgänge darstellen“.
Mindestens vier Wochen lang dürfte Tesla jetzt mit den neuen 2000 Model Y beschäftigt sein, denn die Genehmigung begrenzt zum Beispiel das Lackieren auf maximal 500 Karosserien pro Woche. Theoretisch könnte die endgültige Genehmigung innerhalb dieses Zeitraums kommen, denn der Antrag dafür wird laut dem Umweltministerium parallel weiter geprüft. Nur scheint die deutsche Tesla-Fabrik technisch noch nicht so weit zu sein, dass sie dann tatsächlich in die Produktion von Model Y für Kunden einsteigen könnte.