Bild: Tesla
Nachdem Tesla laut CEO Elon Musk vergangene Woche die ersten in der neuen Gigafactory in Texas produzierten Model Y ausgeliefert hat, ist weiter nicht klar, was genau das bedeutet – und vor allem, wie die technischen Daten aussehen. Im Vorfeld des „Cyber Rodeo“ zum Start der neuen Fabrik hatte Tesla eine neue Variante des Model Y mit weniger Reichweite als Long Range und Performance bei der Behörde EPA angemeldet, und ein solches „Standard Dual Motor“-Modell war auch bei dem Fest zu besichtigen. Eine Tesla-Mitarbeiterin meldete dann, sie habe eines der ersten Model Y mit den neuen 4680-Batterien erhalten. Das bei der EPA angegebene Gewicht scheint aber viel zu hoch dafür zu sein.
Tesla-Chef bei Startschuss uneindeutig
Ausweislich der Anzeige auf seinem Bildschirm handelte es sich bei mindestens einem der während des Cyber-Rodeo ausgestellten Elektroautos um ein Model Y Standard Dual Motor. Das gab es bislang nicht und passt zu der Anmeldung eines Model Y AWD bei der EPA Mitte März. Dessen Reichweite wurde mit 279 Meilen (rund 449 km) angegeben, also weniger als bei den aktuell bestellbaren Varianten Long Range und Performance.
Zunächst konnte man nur vermuten, dass in dem Model Y in Texas die von Tesla selbst entwickelten und produzierten Batterien im 4680-Format stecken. In der neuen Fabrik komme die neue Bauweise zum Einsatz, bei der die Batterien im Akku-Paket zum Teil der tragenden Fahrzeug-Struktur werden, erklärte CEO Musk bei dem Fest zwar, bevor er den Start der Auslieferungen verkündete (s. Foto oben). Aber er sagte nicht explizit, dass das für jedes Model Y von dort oder zumindest diejenigen gilt, für deren Übergabe er dann den Startschuss gab. Auch als er kurz darauf auf Twitter die ersten Auslieferungen von Model Y aus Texas bestätigte, schrieb der Tesla-Chef nichts von 4680-Zellen.
Gigafactory-Mitarbeiterin bestätigt 4680-Akku
Das übernahm dann eine Mitarbeiterin der Fabrik, die am Sonntag ein Bild von sich vor einem weißen Model Y auf LinkedIn veröffentlichte und dazu schrieb, sie habe eines der ersten aus Texas und mit den 4680-Zellen erhalten. Das blieb zunächst die einzige Bestätigung, dass überhaupt ein in der neuen Gigafactory produziertes Model Y schon in Kundenhand ist, wenn auch nur in interner. Aber zugleich konnte man eben zum ersten Mal ausdrücklich lesen oder hören, dass dafür die neue Tesla-Batterie und -Bauweise verwendet wurde.
Also schien das geklärt, aber dann veröffentlichten zwei Beobachter gleichlautend weitere EPA-Daten, laut denen die „33% Curb Mass“ des Model Y AWD 4356 lbs beträgt, umgerechnet 1976 Kilogramm. Das sind nur knapp ein Dutzend Kilogramm weniger als beim Model Y Long Range und zwei Dutzend weniger als bei der Performance-Version. Dabei müsste das oder ein Model Y AWD mit weniger Reichweite, also weniger Akku-Kapazität, merklich leichter sein als diese beiden – zumal das strukturelle Akku-Paket mit 4680-Zellen laut Tesla zusätzlich Gewicht sparen soll.
I'm confident that the $60K Model Y is NOT using 4680
It has to be LFP. Per EPA docs battery pack is ~12 kWh less than Model Y LR/Performance, yet car weighs about same.
4680 would be 100s of pounds lighter at same kWh.@WholeMarsBlog disagrees w/ me@LimitingThe @elonmusk pic.twitter.com/aepWHlZRF1
— Warren Redlich – Chasing Dreams (@WR4NYGov) April 12, 2022
Irgendetwas passt also nicht zusammen. Die auf Twitter vorgebrachte Erklärung, dass Tesla absichtlich die angegebene Reichweite per Software niedrig halte, um das Model Y aus Texas nicht zu attraktiv zu machen, hört sich nach Wunschdenken an. Möglicherweise spielt eher die Tatsache eine Rolle, dass Tesla vor kurzem gegenüber einem Analysten angab, mittlerweile über vier bedeutende Batterie-Lieferanten zu verfügen – und vorher gab es Gerüchte über ein Model Y mit Blade-Batterien des Elektroauto-Konkurrenten BYD (allerdings in dessen Heimat China). In diesen steckt die robuste und weniger teure LFP-Chemie, die etwas höheres Gewicht mit sich bringt. Denkbar wäre aber schlicht auch, dass die Mitarbeiterin eine andere Version des Model Y bekommen hat als die vom Fest und in der EPA-Datenbank.
Preis-Gerüchte für Tesla Model Y aus Texas
Irgendwann wird Tesla oder jemand anderes das Rätsel um dieses und weitere Model Y aus der Gigafactory in Texas lüften. Noch steht auch eine Bestellmöglichkeit für nicht-interne Kunden aus – im US-Konfigurator kann man weiter nur Long Range und Performance auswählen. Im Quellcode dahinter wurden allerdings schon Vorbereitungen für ein Model Y mit 279 Meilen Reichweite entdeckt, sodass es bald sichtbar werden könnte. Auch ein Preis dafür wurde in dieser Woche in Internet-Medien unter Berufung auf Tesla-Mitarbeiter mehrfach genannt: 59.900 Dollar. Für den Fall, dass das stimmt, zeigten sich schon einmal mehrere Interessenten unzufrieden. Denn es sind nur 3000 Dollar weniger als für das Model Y Long Range, das gut 51 Meilen (82 km) weiter kommt.