Anleihen-Analysten sind notorisch vorsichtiger als ihre Kollegen für Aktien: Während sich zumindest manche der Eigenkapital-Spezialisten auch auf Zukunftsvisionen einlassen, die nach einer langen Durststrecke überhohe Gewinne und somit Kurse möglich machen sollen, wollen die Experten für Fremdkapital vor allem wissen, ob ein Unternehmen in den nächsten Jahren fällige Schulden zurückzahlen kann. Bei Tesla läuft selbst das aktuelle Geschäft mittlerweile so gut, dass seine lange als tiefer „Ramsch“ geltenden Anleihen von Rating-Agenturen nach und nach höher eingestuft werden. Aber die Bewertung als sichere Investition, also „Investment Grade“ statt bislang „Junk“ haben sie immer noch nicht erreicht.
Tesla-Anleihe verlässt tiefen Junk-Bereich
Unter den zwei größten Rating-Agenturen hatte Ende Juli zunächst Moody’s seine Einschätzung für allgemeine Tesla-Anleihen auf B2 und die für vorrangige unbesicherte Anleihen auf B3 angehoben. Das ist jeweils eine Stufe höher als zuvor, liegt aber weiter im spekulativen Bereich. Als Risiko-Faktoren nannte die Agentur unter anderem „schwache Governance“ bei Tesla und möglichen Zeit-Mangel bei CEO Elon Musk, der zusätzlich auch SpaceX sowie die kleineren Unternehmen Boring und Neuralink führt.
Etwas weiter vor wagte sich laut US-Berichten aber jetzt die Agentur S&P Ratings, die Tesla-Anleihen ebenfalls um einen Grad hochstufte. Die Bewertung lautet jetzt BB- statt vorher B+. Anders als Moody’s sieht S&P Anleihen von Tesla nach der üblichen Interpretation der Bewertungen jetzt nicht mehr als „hochgradig spekulativ“ an, sondern nur noch als spekulativ. Drei weitere Hochstufungen würden ausreichen, um Tesla in den Bereich der untersten „Investment“-Anleihen zu bringen, der bei S&P mit BBB- beginnt.
Hohe Prognose für Tesla-Auslieferungen
Als Begründung für die aktuelle Hochstufung von Tesla nannte S&P die wachsenden Bar-Reserven und die hohen Auslieferungen im dritten Quartal dieses Jahres, berichtet Barron’s. Zudem sehe die Agentur weitere Verbesserungen bei „Effizienz, Kosten und Technologie“ kommen – Tesla lerne mit jeder neuen Fabrik dazu. Für dieses Jahr erwarten die Anleihen-Analysten laut Marketwatch insgesamt 470.000 Auslieferungen bei Tesla, was knapp dem unteren Ende der Prognose von CEO Elon Musk beim Batterie-Tag Ende September entsprechen würde. Im Jahr 2021 soll Tesla laut S&P sogar 800.000 seiner Elektroautos ausliefern.
Gleichzeitig sieht die Agentur laut Barron’s hier Risiken. Im kommenden Jahr würden andere Hersteller 20-25 neue Elektroautos herausbringen, darunter große wie VW und Toyota sowie luxusorientierte wie BMW und Daimler, die sich als starke Konkurrenten erweisen könnten.