Für Reichweiten-Erleichterung sorgt bei Elektroauto-Fahrern manche lange Bergab-Fahrt: Wenn der Strom gerade noch für den Weg nach oben gereicht hat, kann man abwärts dank Rekuperation eine Menge davon zurückgewinnen und so am Fuß des Bergs noch ein gutes Stück weiterkommen. Im Prinzip das Gleiche passiert, wenn man jemanden findet, der das eigene Elektroauto rollend an den Haken nimmt. Ein YouTuber hat es jetzt mit einem Tesla Model 3 und einem älteren Toyota mit V6-Motor ausprobiert.
Model 3 am Haken von V6-Camry
In dem Video wird es zwar nicht erwähnt, aber wenn ein Tesla oder anderes Elektroauto wegen eines Schadens steht, sollte man es nicht so einfach abschleppen. Je nach restlichem Zustand und Motor-Konfiguration sind die Räder blockiert oder können, wenn sie sich drehen, Strom erzeugen, der in einem defekten Fahrzeug gefährlich werden kann. Davor warnt zum Beispiel Tesla im Handbuch für das Model Y. „Der Heckmotor von Model Y erzeugt Strom, wenn sich die Räder drehen. Transportieren Sie Model Y immer mit allen vier Reifen vom Boden abgehoben“, heißt es darin.
Das Tesla Model 3 SR des YouTubers mit dem Namen Cyber Hooligan muss trotzdem für den Versuch herhalten. Aber weil dessen Systeme dank Rest-Strom im Akku noch funktionieren, weiß das Elektroauto den durch die Abschlepp-Energie gewonnenen Strom gut zu nutzen. Wie beim natürlichen Bergab-Rekuperieren dient der Tesla-Motor als bremsender Generator, während sich der davor gespannte Toyota Camry mit V6-Motor an ihm abmüht.
Tatsächlich lässt sich der ältere Verbrenner in dem Video als so etwas wie eine mobile schnelle Ladestation für das Model 3 nutzen. Der YouTuber am Steuer des gezogenen Tesla gibt immer wieder Auskunft über zusammen zurückgelegte Distanz und dadurch gewonnenen neuen Strom, ausgedrückt in Meilen. Bei 3 Meilen Rest-Reichweite beginnt das Experiment, und schon nach der ersten halben Meile im Schlepp hat sie sich verdoppelt. Über insgesamt 6,2 Meilen (knapp 10 km) am Haken steigt die Anzeige um 37 Meilen – Faktor 6.
Schnelles Tesla-Laden beim Schleppen
Umgerechnet macht das etwa 60 Kilometer und reicht im (gestellten) Fall des Videos locker bis zum nächsten Supercharger. Zumindest in einer echten Notlage wäre eine solche indirekte Strom-Spende von einem beliebigen anderen Fahrzeug aber womöglich eine Option. Allerdings braucht es dafür einen starken und robusten Motor – sowie einen Besitzer, der bereit ist, die Belastung an seinem Material als Zugmaschine auf sich zu nehmen.
Wie viel Sprit der V6-Verbrenner in dem Video zusätzlich verbraucht hat, lässt sich nicht erfahren, weil das ältere Modell so etwas noch nicht misst. Aber vom Start der Schlepp-Fahrt bis zum Ende nach 6,2 Meilen vergeht nur etwa eine Viertelstunde – was grob gerechnet eine Ladeleistung bei dem Tesla von 35 Kilowatt macht, also dreimal so viel wie an üblichen Wechselstrom-Stationen.